54 Metternichs Reactionspolitik.
können aber ihre großen Verdienste in schwerer Zeit nicht ver-
dunkelt werden. In ihren Staaten haben sie, um nur ein
Moment anzuführen, mit saurer, unermüdlicher Arbeit den
durch lange Willkür und Vergeudung zerrütteten Staatshaus-
halt wieder zu fester Ordnung und Regelmäßigkeit zurück-
geführt. Und, was die Hauptsache ist, wie die Burschenschaften
den einen Grundgedanken der Befreiungszeit, die deutsche
Einheit, so haben die süddeutschen Kammern den andern,
Theilnahme des Volkes an dem öffentlichen Wesen, trotz alles
Druckes und aller Niederlagen im Bewußtsein der Nation
ein volles Menschenalter hindurch lebendig erhalten, und wir
müssen ihnen ein ehrendes Andenken bewahren, wenn wir
heute uns dieser hohen Güter in vollem Umfange erfreuen.
Damals aber sollten diese Bestrebungen eine schwere
Katastrophe erleiden.
Fürst Metternich war über sie in jeder Beziehung ent-
rüstet. Um die deutschen Lande nach Habsburgs altem Rechte
zu beherrschen, ohne zugleich die Pflichten der Herrschaft zu
übernehmen, bedurfte er ihrer Zersplitterung. Es gibt, sagte
er, keinen verruchteren Gedanken, als den, die deutschen Völker
in Ein Deutschland zu vereinigen. Schon deshalb war er
der Beschützer der fürstlichen Souveränität und Feind jeder
Beschränkung derselben durch volksthümliche Regung. Aber
alles liberale Wesen war ihm überhaupt im Grunde der
Seele verhaßt, weil es, einmal in Deutschland zugelassen,
von dort aus das Stillleben Osterreichs hätte stören können.
Nach den Eindrücken seiner Jugend, wo er den Jubel von
1789 in Frankreich gerades Wegs zu der blutigen Dictatur
von 1793 hatte führen sehen, flossen ihm die Vorstellungen
von Liberalismus, Radicalismus, Communismus vollständig