Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

63 Gedanke der deutschen Trias. 
traten, hatte die feudale Partei zwar den Triumph, daß die 
Ritterschaft in allen Landtagen das entscheidende Übergewicht 
besaß, die hohe Beamtenschaft aber hatte dafür gesorgt, daß 
der Wirkungskreis des ganzen Instituts so harmlos, so enge, 
so bescheiden wie möglich gezogen war, mit strengem Verbot 
der Bekanntmachung ihrer Verhandlungen, so daß ihre Thätig- 
keit der eigenen Provinz verborgen blieb. Diese Schöpfung 
that der Machtfülle der Krone und der Straffheit der Staats- 
verwaltung wahrlich keinen Eintrag. 
Metternich hätte seinen feudalen Verehrern von Herzen 
noch größere Erfolge gegönnt, vor Allem aber erfreute er 
sich der entscheidenden Thatsache, daß Preußen keine con- 
stitutionelle Monarchie geworden war. Denn wären auch 
die Befugnisse der 1815 verheißenen Reichsstände beschränkt 
gewesen, der bloße Name hätte zu einer unberechenbaren Er- 
regung des preußischen Volkes und zu einer gewaltigen Stei- 
gerung des preußischen Ansehens in Süddeutschland ausge- 
reicht. Dort machte aber dem Fürsten bereits der König 
Wilhelm von Württemberg durch liberale Anwandlungen 
reichlich Sorge und Verdruß, indem er sich zu dem Plane 
beinahe öffentlich bekannte, durch echt constitutionelles Ver- 
halten alle Mittel- und Kleinstaaten gegen die drückende Vor- 
mundschaft der beiden Großmächte zu vereinigen, und so zu 
einer deutschen Trias, zur Gründung eines dritten, reinen 
Deutschland neben den Reichen gemischtes Blutes, Osterreich 
und Preußen, zu gelangen. Wie, wenn nun auch Preußen 
constitutionell wurde, und dann die durch Württemberg an- 
geregten Stimmungen für sich oder doch gegen Osterreich aus- 
beuteteo So war dem Fürsten die Entscheidung Friedrich 
Wilhelm's gegen die Reichsstände eine wahre Herzenserquickung.
	        
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