Ausbreitung des Zollvereins. 79
zösischen Krieg zu verwickeln, um dadurch Frankreich an einem
Angriff auf Italien zu hindern. Besonders war König Ludwig
von Bayern gegen Osterreich erbittert, und drängte in Berlin
auf Abschluß eines Vereins, unabhängig vom Bunde, behufs
eines gemeinsamen Systems für ihre militärischen Vorkehrungen.
Unter diesen Umständen schien sich dem Minister Grafen
Bernstorff eine weite und erfreuliche Aussicht zu eröffnen.
Dem genialsten der preußischen Staatsmänner, Herrn von Motz,
der nach langer Mühe das Defizit aus dem Staatshaushalt
beseitigt hatte, war es endlich auch gelungen, die durch das
Zollgesetz von 1818 ausgestreute Saat zu frischem Wachsthum
zu bringen; 1828 schloß Hessen-Darmstadt den Zollverein
mit Preußen; 1829 folgte ein Handelsvertrag mit Bayern
und Württemberg, ausgesprochener Maaßen zu dem Zwecke,
um als Vorbereitung zu einem vollständigen Zollverein zu
dienen. Wenn dies gelang, so war kein Zweifel, daß Baden,
Kurhessen, Thüringen, Sachsen sehr bald folgen müßten und
folgen würden — wie es denn im Verlaufe weniger Jahre
wirklich geschah — dann war mit Ausnahme der kleinen
Küstenstaaten das ganze außerösterreichische Deutschland zu
einem großen, im Innern freien, nach Außen geschlossenen
Verkehrsgebiet unter preußischer Leitung, unabhängig vom
Bundestage, geeinigt. Nun kamen 1830 jene süddeutschen
Aufforderungen nach Berlin zu preußischem Schutz für den
bedrohten Oberrhein, zu einem gemeinschaftlichen Militärsystem,
ebenfalls unabhängig vom Bundestage und dessen ohnmächtiger
Kriegsverfassung, und erst recht unabhängig von Osterreich
und dessen unzuverlässigem Rückhalt. Es ist wahr, die Süd-
deutschen redeten zunächst nur von Vorkehrungen gegen die
augenblickliche Kriegsgefahr. Aber wäre denn eine inhaltlose