Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

82 Preußen fällt unter Österreichs Einfluß zurück. 
Bundesfeldherrn zwar zur Zeit noch aufgeschoben werden, 
werde später aber unerläßlich sein. 
Die Frage war, wie der preußische Monarch diese runde 
Abweisung seiner Vorschläge aufnehmen würde. Metternich's 
Hoffnung, ihn nicht bloß zu beschwichtigen, sondern zu sich 
herüber zu ziehen, beruhte wieder auf dem altbewährten, kläg- 
lichen Mittel, der Vorführung des rothen Gespenstes. Er 
übersandte dem Könige durch Röder ein Schreiben vom 
2. April, welches in mystischen Wendungen die Gräßlichkeit 
der socialen Krankheit, und als das einzige, das letzte Ret- 
tungsmittel das feste Zusammenwirken der beiden Mächte 
schilderte. Meutereien und Empörungsversuche gab es damals 
in Deutschland nicht mehr; ihm reichte es aus, daß einige 
süddeutsche Zeitungen radicale Artikel lieferten, und daß con- 
stitutionelle Kammern jetzt auch für vier norddeutsche Staaten 
in Aussicht standen. Wenn Preußen sich gut gesinnt zeigte, 
dachte er endlich jenen in Karlsbad gescheiterten Gedanken 
durchzusetzen, und ebenso wie die Presse und die Schule, 
auch die Volksvertretungen unter die Aufsicht der Bundes- 
polizei zu stellen. 
Der König blieb zweifelhaft, mehrere Monate hindurch. 
Endlich im August erfolgte die verhängnißvolle Entscheidung 
während seines gewohnten Badeaufenthalts in Teplitz, auf 
demselben Boden, wo er zwölf Jahre früher die Zustimmung 
zu dem beabsichtigten Karlsbader Staatsstreiche gegeben hatte. 
Der König hatte jetzt weder Bernstorff, noch dessen einfluß- 
reichen Freund, den Generaladjutanten von Witzleben, sondern 
den durchaus österreichisch und reactionär gesinnten Fürsten 
Wittgenstein an seiner Seite. Dazu kam die energische Ein- 
wirkung des Zaren Nikolaus, der zwar den Fürsten Metternich
	        
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