94 Die Dresdener Conferenzen. 1851
Die definitive Erkenntniß dieser Wahrheit bethätigte zuerst
Preußen, indem es am 27. März seine frühern Unions-
genossen zur Beschickung des Bundestags auf den Termin
des 12. Mai aufforderte. Bald nachher überzeugte sich auch
Fürst Schwarzenberg von der Nichtigkeit der auf Dresden
gesetzten Hoffnungen und griff dann auf Preußens An-
erbieten zu einem besonderen Allianzvertrage zurück. Am
13. April sandte er einen Entwurf desselben nach Berlin,
in dessen Einleitung noch einmal der Wunsch beider Mon-
archen auf den Eintritt ihrer sämmtlichen Besitzungen in den
Bund erwähnt, Angesichts aber der von England und Frank-
reich dagegen erhobenen „rechtlich allerdings ganz unhaltbaren“
Einwendungen für jetzt der Abschluß eines Schutzbündnisses
zur Sicherung aller ihrer Besitzungen vorgeschlagen wurde.
Im Texte des Vertrags selbst war indessen die Verpflichtung
Preußens auf die Zusage des Beistandes mit voller Macht
bei einem Angriffe auf das österreichische Italien beschränkt,
während Osterreich das gleiche Versprechen bei einer Be-
drohung irgend welcher preußischen Provinz ohne Unter-
schied anbot.
Das Berliner Cabinet strich darauf aus diesem Ent-
wurfe die Einleitung, fügte zu den italienischen auch die
bisher im deutschen Bunde befindlichen Provinzen Osterreichs
hinzu, nannte andrerseits als Gegenstand des österreichischen
Schutzes die preußischen Bundeslande, sowie Ost= und West-
preußen, wollte gegenseitige Hülfe bei innern Aufständen in
Galizien, Krakau und Posen verabreden, Rußland den Bei-
tritt zu dem Vertrage offen halten, die Dauer aber des
Ganzen auf drei Jahre beschränken. Denn für immer sich
mit der Wiener Politik im Orient und in Italien zu identi-