Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

182 Neues Bündniß zwischen Österreich und Preußen. 1854 
In schneidendem Gegensatze zu diesen Entschließungen 
oder Velleitäten stand die Gesinnung der persönlichen Um— 
gebung des Königs, an erster Stelle des Generaladjutanten 
Generals von Gerlach, sowie der Generale Grafen Dohna 
und von der Gröben, zu welchen dann, wenn auch mit ge- 
ringerem Ansehen, der Flügeladjutant Oberst von Manteuffel, 
der Cabinetsrath Niebuhr, und gelegentlich der frühere Minister 
Graf Alvensleben-Erxleben, hinzutraten. Hier war man, nach 
conservativer Anschauung, kurz und bestimmt russisch, erfüllt 
von begeisterter Verehrung für den großen Zaren, welcher 
1849 Osterreich und 1850 Preußen vor dem Dämon der 
Revolution beschirmt hätte, und der jetzt in den heiligen 
Kampf zöge, um das Kreuz wieder auf der Hagia Sofia zu 
erhöhen, und Europa von der Besudelung durch den Islam 
zu reinigen. Man wollte nicht geradezu für den Zaren in 
den Krieg stürmen, im Ubrigen aller Alles thun, um Ruß- 
lands Stellung zu verbessern; würde jedoch die Theilnahme 
am Kampfe unvermeidlich, so gehöre Preußen an die Seite, 
nicht des revolutionären Frankreich, sondern des conservativen 
Rußland. 
Zu dieser Partei zählte sich damals noch ein Mann, 
welcher ein gläubiger Christ und fester Royalist, aber befreit 
von dem doctrinären Überschwang der Kreuzzeitung, durch und 
durch Realpolitiker war, der preußische Bundestagsgesandte. 
Bismarck stimmte mit General von Gerlach in dem Wunsche, 
einen Krieg mit Rußland zu vermeiden, durchaus überein, 
aber wenn jemals, galt hier der Spruch: si duc faciunt 
idem, non est idem. Er erwog die Folgen eines solchen 
Kriegs, und sah nur Nachtheile für Preußen voraus. Für 
die Westmächte bringe der Kampf keine erhebliche Gefahr,
	        
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