1854 Abschluß des Bündnisses. 197
Abschluß des Vertrags, der Anfrage über ihre Bereitwillig-
keit zum Beitritt, der Absicht des betreffenden Antrags im
Bundestag. Hier aber war Osterreich eine höchst unliebsame
Erfahrung bestimmt. Noch schärfer als bei dem neulichen
Zollvereinskrieg sollte sich dieses Mal herausstellen, wie sehr
die deutschen Interessen von jenen der österreichischen Monarchie
verschieden, mit den preußischen aber identisch waren. In
ruhigen Tagen mochte das Mißtrauen der Höfe gegen preußische
Unions= oder Annexionsgedanken dies Verhältniß verdecken:
in jeder wahrhaft ernsten Lage trat die Natur der Dinge
unwiderstehlich an das Licht.
Wie Preußen hatten die Mittelstaaten die stärkste Ab-
neigung gegen irgend welche Theilnahme an einer kriegerischen
Politik. Die einzige Ausnahme davon machte der niemals
rastende Ehrgeiz des Herrn von Beust. Er hatte die Dienste
nicht vergessen, welche Rußland 1850 dem deutschen Parti-
cularismus geleistet hatte: wir müssen Rußlands Triumph
wünschen, sagte er, wir bedürfen Rußlands gegen preußische
Eroberungsgelüste. Seit dem Sommer 1853 bearbeitete er
die Regierungen, die sich im Zollstreit gegen Preußen zur
Darmstädter Coalition zusammengeschlossen, für ein engeres
Bündniß der Mittelstaaten, welches sich dann einer öster-
reichisch-preußischen Allianz mit Rußland anschließen sollte.
Aber diese kriegerischen Pläne fanden gleich bei den Freunden
in München und Stuttgart eine entschiedene Ablehnung. Hier
wollte man nichts als Ruhe und Frieden, und in der orientali-
schen Frage absolute Neutralität. Ganz wie das Berliner
Cabinet fanden auch sie, daß eine Einmischung in die türkischen
Händel für Deutschland nur schwere Opfer und nicht den
geringsten Gewinn in Aussicht stellte. Demnach traten jetzt