Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

198 Neues Bündniß zwischen Österreich und Preußen. 1854 
die Darmstädter Coalirten zu neuen Conferenzen in Bamberg 
zusammen, um ihre Bedenken gegen Osterreichs thatlustige 
Pläne geltend zu machen. Sie gelangten hier am 25. Mai 
zu einer identischen Note, welche in den üblichen Wendungen 
die patriotische Hochherzigkeit der beiden Monarchen und das 
von ihnen angestrebte Zusammenfassen aller deutschen Kräfte 
pries. Sie würden also gern für den Beitritt zu dem Bündniß 
stimmen, hofften aber, daß im Sinne echter Neutralität die 
Absicht dahin ginge, ebenso wie die Russen, auch die türkischen 
und allürten Truppen aus den Fürstenthümern fern zu halten. 
#uch setzten sie voraus, daß bei künftigen Friedensconferenzen 
der deutsche Bund als solcher neben Osterreich und Preußen 
eine besondere Vertretung erhalte, während der Dauer des 
Kriegs aber Deutschland eine Betheiligung daran möglichst 
vermeiden würde. Graf Buol war, wie man sich denken 
ka. u, über diese Außerungen ebenso betroffen wie erzürnt. 
Während König Friedrich Wihelm seinen kaiserlichen Neffen 
eindringlich ersuchte, die friedliche Gesinnung der deutschen 
Fürsten gnädig aufzunehmen, die nach Petersburg zu 
richtende Aufforderung in möglichst mildem Tone zu halten 
und die Absendung bis zu dem Beitritt des deutschen Bundes 
aufzuschieben: beschloß Graf Buol gerade umgekehrt, den 
Bamberger Zumuthungen eine vollendete Thatsache entgegen 
zu stellen, und die Aufforderung sofort, ohne Berathung 
ihrer Form mit dem Bunde oder mit Preußen, am 3. Juni 
nach Petersburg abgehen zu lassen. Um eine preußische 
Verstimmung über dieses rasche Vorgehen zu verhüten, lud 
Kaiser Franz Joseph, welcher damals mit seiner eben 
heimgeführten jungen Gemahlin in Prag verweilte, durch 
ein äußerst herzliches Schreiben den König zu einer perfön-
	        
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