Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1858 Fortdauernde Spannung zwischen sterreich und Preußen. 309 
Einfluß für die Eindämmung, des französischen Ehrgeizes, und 
folglich für ein unerschütterliches Einvernehmen zwischen Preußen 
und Osterreich aufbot. Dazu kamen die Bemühungen der 
süddeutschen Könige, welchen das drohende Bild eines Kriegs 
zwischen Frankreich und Osterreich das Herz zusammenpreßte, 
und deshalb die sonst nicht unerwünschte Spannung zwischen 
den deutschen Großmächten zur Zeit als der Gipfel des 
Unheils erschien. Der König von Württemberg reiste selbst 
nach Baden--Baden, um in diesem Sinne persönlich auf den 
Prinzen von Preußen einzuwirken. 
In der Umgebung des Prinzen war Herr von Schleinitz 
wie früher stets geneigt, dem Zusammengehen beider Staaten 
das Wort zu reden. Herr von Auerswald war nicht gerade 
schwarz-gelb, meinte aber auch, Friede mit Osterreich sei besser 
als Feindschaft. Der Prinz hatte dagegen nichts einzuwenden, 
fand aber, daß zur Zeit für die Lösung der schwebenden 
Steitfragen Alles auf Osterreichs guten Willen ankomme, 
und bisher ein solcher an keiner Stelle zum Vorschein ge- 
kommen sei. Aus dem Streite über die Rastadter Besatzung 
war, wie wir sahen, wieder einmal die gefährliche Frage, ob zu 
einem Bundesbeschluß darüber Majorität oder Einstimmigkeit 
erforderlich sei, hervorgewachsen; Bismarck hatte den Protest 
gegen die Majorität mit der Drohung, die Matricularbeiträge 
Preußens zurückzuhalten, begleiten wollen, und Manteuffel 
die Drohung zwar gestrichen, den Protest aber in aller seiner 
Schärfe nach Wien gesandt. Dazu kamen dann Nachrichten, 
daß Osterreich fest auf dem Plane beharre, bei dem dem- 
nächstigen Ablaufe des Zollvereins mit Hülfe der Mittelstaaten 
entweder in denselben einzutreten, oder mit Süddeutschland 
seinerseits einen Zollverein zu schließen, in jedem Falle also
	        
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