1859 Friedenspräliminarien von Villafranca. 329
Bereits am 8. Juli kam ein Waffenstillstand bis zum
15. August zum Abschluß. Am 11. Juli fand in Villafranca
eine persönliche Zusammenkunft der beiden Monarchen Statt,
wo Napoleon seinem österreichischen Gegner das Friedenswerk
durch eine erfundene Geschichte erläuterte, unter der Zu-
stimmung Englands und Rußlands werde Preußen als Ver-
mittler die Forderung aufstellen, daß Venetien ein unab-
hängiger Staat unter einem österreichischen Erzherzog werde,
und die Lombardei, Modena und Parma an Sardinien,
Toscana an den Herzog von Parma falle — in Wahrheit hatte
er selbst solche Artikel in London vorlegen lassen — er aber,
Napoleon, sei bereit, dem von ihm hochverehrten Kaiser viel
bessere Bedingungen zu gewähren. Er erhob dann in der
That keinen Widerspruch, daß Venetien so wie Mantua und
Peschiera, wie bisher österreichisch bleibe, und nur die Lom-
bardei abgetreten werde; er war einverstanden mit der Wieder-
einsetzung der vertriebenen Fürsten von Toscana und Modena,
allerdings mit der Bedingung, daß dazu keine Waffengewalt
angewandt würde. Franz Joseph nahm dies an, in der gut-
müthigen Meinung, wenn jene Länder erst von den feindlichen
Truppen geräumt wären, würden die Einwohner sich beeilen,
ihre geliebten Landesväter mit Jubel zurückzuholen. Die
italienischen Staaten sollten dann mit Einschluß Österreichs
unter dem Vorsitz des Papstes eine Bundesverfassung erhalten,
Osterreich liberale Institutionen in Venetien gewähren, der
Paypst eingeladen werden, im Kirchenstaat die unvermeidlichen
Reformen einzuführen. In einigen Stunden waren diese
Friedenspräliminarien einträchtig durchgesprochen; darauf
brachte sie Napoleon eigenhändig, zum Theil unter dem Dictat
des Grafen Rechberg, zu Papier; die nähere Ausarbeitung