334 Der italienische Krieg. 1859
entspann sich eine heftige litterarische Fehde; die Erbitterung
wuchs zu einer solchen Höhe, daß eine Zeitungsnachricht, die
beiden Regierungen ständen im Begriffe, sich wieder zu nähern,
österreichischer Seits sowohl in deutschen als in französischen
Zeitungen nachdrücklich Lügen gestraft wurde. So flogen
bald wilde Gerüchte durch die Luft von dem Abschlusse, wenn
nicht eines Bündnisses, so doch eines Einvernehmens zwischen
Wien und Paris zur Züchtigung Preußens. Es war, so viel wir
wissen, grundlos, die Spannung aber äußerst besorglich. Immer
mußte der Druck einer so gepreßten Lage auch in der öffent-
lichen Meinung des deutschen Volkes eine starke Gegenwirkung
hervorrufen. Auf allen Seiten erhoben sich mahnende und
drohende Stimmen. Schon vor dem Friedensschluß, im Juni,
hatten Versammlungen in Nassau und in Frankfurt Beschlüsse
gefaßt, daß man Osterreich helfen müsse, und Preußen die
Führung zu übertragen sei; in Stuttgart brachte der Schwäbische
Merkur gleichzeitig eine Erklärung württemberger Patrioten,
das Vaterland bedürfe Preußens Führung und ein deutsches
Parlament. Nach Villafranca veröffentlichte der hannoverische
Abgeordnete Rudolf von Bennigsen mit 34 Genossen eine Er-
klärung gleiches Sinnes und vertheidigte sie in der zweiten
Kammer glänzend gegen den heftigen Tadel des Ministers
von Borries, so daß die Erklärung binnen wenigen Wochen nahe
an 700 Unterschriften erhielt. Auf diesen Anstoß lief derselbe
Ruf wie ein elektrischer Funke durch Nord= und Mitteldeutsch-
land: mochte man Preußens bisheriges Verhalten gelobt oder
getadelt haben, unwidersprechlich war es, daß Deutschlands
Kraft ohne Preußen null und nichtig war, daß Deutschlands
Bundesverfassung ohne ein Organ des nationalen Willens
lahm und ohnmächtig blieb. Die Bürger Stettins übersandten