Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1861 Julius Fröbel. 407 
merei für das Ideal der Republik erfüllt, wie er es sich nach 
philosophischer Speculation und in litterarischem Kampf gegen 
die absolute Monarchie gebildet hatte. Zugleich aber hatte 
ihm die Natur ein offenes Auge für die Wirklichkeit der Dinge 
und einen unbewußten Trieb zu zweckmäßigem Handeln ge- 
geben, so daß Ideal und Praxis bei ihm nicht selten in auf- 
fallenden Widerspruch geriethen. In Frankfurt war er 
republikanischer Großdeutscher und hatte seinen Platz auf der 
alleräußersten Linken genommen. Bei einem früheren Auf- 
enthalte in Wien aber hatte er sich überzeugt, daß die Existenz 
der Großmacht Osterreich zur Abwehr der russischen Barbarei 
ein Bedürfniß Europas sei, und ferner, daß hier nur eine 
feste Monarchie das Reich zusammen halten könne, da mit 
der Erklärung der Republik die dort vereinigten Nationalitäten 
sofort sich gegenseitig abstoßen würden. Diese Gedanken ver- 
öffentlichte er im September 1848 in einer kleinen Abhandlung, 
welche bald nachher auch dem Fürsten Windischgrätz bekannt 
wurde und ihn bestimmte, sich mit Blum's Hinrichtung zu 
begnügen und dessen sonst gleich schuldigen Genossen zu be- 
gnadigen. Fröbel kam dann nach Frankfurt zurück, folgte 
dem Rumpfparlament nach Stuttgart, ging nach dessen Er- 
löschen zu dem badischen Revolutionsheer, wo er durch einen 
besonderen Glücksfall dem preußischen Standrecht entkam, und 
siedelte endlich aus der Schweiz, wo er Zuflucht gefunden, 
nach Amerika über. Hier lernte er, während eines sieben- 
jährigen, von Anstrengungen und Abenteuern aller Art er- 
füllten Aufenthalts, die republikanische Wirklichkeit kennen. Er 
fand, daß darin nicht bloß die hohen Gedanken, sondern auch 
alle Leidenschaften der menschlichen Natur einen freieren Spiel- 
raum als in den Monarchien Europas hatten, und folglich
	        
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