Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

456 Verfassungsstreit in Berlin und Frankfurt. 1862 
den ersten Schritten zur Verfassung widersprochen, der in 
Erfurt sich gegen die deutsche Einheit erhoben, der die ehr- 
lose Olmützer Politik vertheidigt habe, um dann im Bundestag 
eine seiner Gesinnung entsprechende nahrhafte Unterkunft zu 
finden, dieser servile Aristokrat habe sich jetzt von Napoleon 
in den Künsten des Staatsstreichs unterrichten lassen, und 
hoffe, mit Kartätschensalven die Fetzen der Verfassung in alle 
Winde zu jagen. Hier heiße es also, fest auf dem Boden 
des Gesetzes zusammen zu stehen, jede unwürdige Schwäche 
abzuwerfen, und an keiner Stelle das geringste Atom des 
beschworenen Verfassungsrechtes mit feiger Nachgiebigkeit zu 
opfern. 
Trotz dieser tausendstimmigen Kriegserklärung waren 
Bismarck's erste Schritte Versuche zum Ausgleich. Er lud 
die Führer der Altliberalen zu sich, entwickelte ihnen seine 
Absichten und bot ihnen einige Plätze im Cabinet an. Sie 
waren überrascht, ihn so ganz anders zu finden, als die 
liberale Welt ihn zu schildern liebte. Aber die unglückliche, 
von ihnen groß gezogene Forderung der zweijährigen Dienst- 
zeit stand zwischen ihnen. Würden wir, sagte Simson, 
Minister ohne diese Einräumung, so wären wir Officiere ohne 
Soldaten. Bismarck zog darauf den von der Budgetcom- 
mission bereits verstümmelten Etat für 1863 zurück, um die 
Zahl der brennenden Streitfragen nicht noch weiter anwachsen 
zu lassen, indem er baldigste Vorlage beim Beginn der neuen 
Session im Januar 1863, nebst dem so oft begehrten neuen 
Gesetze über die Dienstpflicht verhieß. Die Antwort war ein 
Beschluß des Hauses, daß die Regierung verpflichtet sei, das 
Budget für 1863 vor Beginn des Jahres vorzulegen, und 
daß jede Ausgabe vor dessen Genehmigung verfassungswidrig
	        
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