1863 Neue Annäherung Frankreichs an Preußen. 563
lassen dürfe. Es folgten weitere Verhandlungen mit Wien
und London. Lord John Russell hielt eine äußerst tapfere
Rede, worin er der Welt anzeigte, daß Rußland nach
Bruch der Zusage von 1815 den Schutz der Wiener Congreß-
acte für seine polnischen Provinzen verwirkt habe. Mehr
als diese schmetternden Worte dachte er aber der polnischen
Sache nicht zu leisten. Graf Rechberg enthielt sich selbst
der drohenden Sprache, um mit doppelter Bestimmtheit
jedes kriegerische Handeln zu verbitten. Damit war auch
dem französischen Herrscher die Möglichkeit genommen, für
die Note vom 9. September an Rußland Vergeltung zu
üben. Er wüthete über Osterreichs Politik und verdoppelte
seine Freundlichkeit gegen Preußen. Ihr gehörtet, sagte
er dem Grafen Goltz, in der polnischen Sache zu meinen
Gegnern; aber Euer Verfahren war klar und offen; bei Euch
ist man stets sicher darüber, was man zu erwarten hat.
Er hatte bereits erwogen, in welcher Weise er den un-
zuverlässigen Genossen die Wucht seines Unwillens fühlen
lassen wollte.
Unterdessen bemühte sich Graf Rechberg, irgend eine
größere oder kleinere Frucht des Frankfurter Fürstentags ein-
zuheimsen. Als ihm Herr von Werther die preußischen
Schriftstücke vom 15. und 22. September mittheilte, rief er
mit hohem Unwillen, Preußen selbst werde schwerlich an die
Erfüllung seiner Forderungen glauben. Wenn es für Oster=
reich wie für sich selbst das Einspruchsrecht gegen einen
Bundeskrieg begehre, so sei das kein gleichwerthiger Handel
für die beiden Höfe; Osterreich könne leicht in den Fall kommen,
für Venetien oder Ungarn die Bundeshülfe zu bedürfen,
Preußen sei in solcher Lage nicht. Der Wechsel im Präsidium
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