1850 Vorbereitung der Zusammenkunft. 55
werde. Der Vormarsch der Executionstruppen nördlich von
der Etappenstraße sei dadurch unnöthig geworden, also auch
für Preußen kein Grund vorhanden, den Durchmarsch zu ge-
statten: Am Schlusse wies der Brief auf die von Frankreich
drohenden Gefahren hin. Ein ähnliches Schreiben der Königin
an ihre Schwester, die Erzherzogin Sophie, war beigefügt.
Der König erklärte, daß Manteuffel beide Briefe durch
Schwarzenberg an die Adressaten gelangen lassen, und zu
diesem Zwecke die Zusammenkunft unter allen Umständen
durchsetzen sollte. Manteuffel sprach seine Bereitwilligkeit aus,
jeden Befehl des Königs zu erfüllen, bemerkte aber, daß er
von diesem Schritte keinen Erfolg erwarte, sondern durch
seine Reise im Fall einer ablehnenden Antwort die Würde
der Regierung zu compromittiren fürchte. Der König theilte
jedoch eine solche Besorgniß nicht. Schwarzenberg könne die
Zusammenkunft gar nicht ablehnen, wenn Manteuffel sich als
Überbringer der beiden Briefe und Specialbeauftragten des
Königs ankündige. Es komme bei dem Schritte nicht auf
den Erfolg, sondern auf den Schritt selbst an; bleibe er er-
folglos, so werde dadurch die ganze Verantwortung für den
Krieg von Preußen abgewälzt. Damit hob der König die
Sitzung auf.
Nicht gerade leichtes Herzens kehrte Manteuffel aus der-
selben zurück und wartete, ehe er nach dem Befehle des Königs
verfuhr, in gespannter Ungeduld auf weitere Nachricht von
Bernstorff. Endlich erschien eine nach acht Uhr aufgegebene
Depesche, daß Schwarzenberg nach einer längern Unterredung
die Zusammenkunft schließlich nicht abgelehnt, aber sich vor-
behalten habe, die Entscheidung des Kaisers einzuholen; Bern-
storff hoffte, noch heute Abend Antwort zu erhalten. Es