66 Olmützer Punctation. 1850
und waren für Preußens Ehre und Deutschlands Heil in
flammender Begeisterung zu den Fahnen geeilt. Jetzt kam
plötzlich die Wendung; der Degen entsank der zuckenden Faust,
und manchem wackern Kriegsmann rollten bittere Thränen in
den Bart. Vor den so oft besiegten Osterreichern, vor einer
kaum wieder disciplinirten bayerischen Schaar war Preußen
gewichen, und als hohe Genugthuung wurde die Erlaubniß
gepriesen, daß Preußen an der Herstellung Hassenpflug's
und der dänischen Unterdrückung Theil nehmen dürfe. Aus
tausend Stimmen erscholl der zornige Schmerzensruf, zum
zweiten Male sei das Werk Friedrich des Großen vernichtet
worden.
Heute, ein Menschenalter später, verstattet die glorreiche
Wiedererhebung unseres Staats ein ruhigeres Erwägen.
Auch heute wird niemand bestreiten, daß der Olmützer Ver-
trag eine Niederlage Preußens war. Aber man wird die
Ursachen derselben in anderem Lichte sehen als damals.
Zunächst war die Lage Preußens unendlich schwieriger
als bei einer ähnlichen Verwicklung sechzehn Jahre später.
Jetzt hatte es in der kurhessischen sowie in der Unionsfrage
Osterreich, die vier deutschen Königreiche und Rußland gegen
sich, und vollends in der schleswig-holsteinischen standen ihm
sämmtliche Großmächte Europas feindlich gegenüber. Zu
rechter Zeit und in rechter Weise einer solcher Übermacht
Einräumungen zu machen, hätte keiner Regierung zur Unehre
gereicht. Dazu kam, daß für Friedrich Wilhelm seit dem
Austritt der Könige die Union den Charakter einer Reichs-
verfassung eingebüßt hatte und in ihrer Zerbröcklung ihm
gleichgültig und lästig geworden war, während die Auflehnung
der Schleswig-Holsteiner und der Kurhessen gegen ihre Landes-