82 Die Dresdener Conferenzen. 1851
während alle übrigen Staaten den bayerischen Antrag unter-
stützten. Allerdings erläuterte Herr von Beust, man denke
nicht an ein Parlament nach der Art der Paulskirche; ein
solches Schreckniß wolle niemand erneuern; man wünsche nur
für einzelne Zweige der Bundesgesetzgebung Delegirte der
Einzelkammern zum Beirath hinzuzuziehen. Aber auch so blieb
Schwarzenberg unerbittlich, schon aus dem einfachen Grunde,
weil er entschlossen war, die österreichische Verfassung von
1849 baldigst wieder aufzuheben, und dann kein Reichsrath
existiren würde, der eine Delegation nach Frankfurt senden
könnte. Es kam hienach in der Frage Alles auf Preußen
an. Graf Alvensleben aber hatte die Weisung, einen An-
trag solches Inhalts weder zu stellen noch zu bekämpfen.
Fürst Schwarzenberg mahnte also mit lebhaftem Nachdruck
das Berliner Cabinet, durch gemeinsamen Einspruch diesen
Unfug zu beseitigen, und erlangte dann auch wirksame Unter-
stützung, da, wie wir wissen, Preußen wohl für seinen engern
Bund, nicht aber für den weitern, Gewicht auf eine Volks-
vertretung legte.
Zieht man die Summe dieser Verhandlungen, so wird
sie niemand erfreulich nennen können. Alle positiven Be-
schlüsse waren durch eine blinde Revolutionsfurcht dictirt;
die schreiendsten nationalen Bedürfnisse dagegen, wie die
Reform der Bundeskriegsverfassung oder die Schaffung einer
deutschen Flotte, begegneten einer zähen Abneigung.
Indessen gediehen die beiden ersten Commissionen Anfang
Februar 1851 mit ihrer Arbeit über die beabsichtigten Bundes-
organe in der Hauptsache zum Abschluß, und Fürst Schwarzen-
berg in seinem ungeduldigen Eifer beschloß, jetzt den entschei-
denden Schritt zu thun. Er forderte Herrn von Manteuffel auf,