Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

86 Die Dresdener Conferenzen. 1851 
bekriegen wollten, drängten jetzt selbst zur rückhaltlosen Zer- 
reißung derselben. Wenn es sich um die Übertragung der 
Executive allein an die beiden Großmächte handelte, so läge 
darin ein Fortschritt, für dessen Erzielung sich Manches opfern 
ließe. Aber gegenüber diesem vielköpfigen Directorium, wo 
Osterreich seine Macht nicht mit Preußen, sondern mit den 
Mittelstaaten theile, sei die Rückkehr zum alten Bundestage 
für Preußen entschieden vorzuziehen. Man stände dann auf 
dem Boden der Verträge, formell in der alten Stellung, und 
hätte außer seinen deutschen Verbündeten England, Dänemark 
und Niederland auf seiner Seite. Es sei übrigens gewiß, daß 
bei dem von Schwarzenberg angestrebten Vorgehen Holstein- 
Lauenburg und Luxemburg-Limburg aus dem Bunde aus- 
treten würden. Um diesen Widerstand zu beschwichtigen, würde 
Schwarzenberg vielleicht die neue Bundesbehörde zunächst nur 
als provisorische auftreten lassen, und zwar gebildet durch die 
beiden Großmächte und die vier Königreiche allein, während 
es den drei andern Curien anheimgestellt bliebe, sich unter 
einander über die Stimmeneintheilung zu einigen. Hienach 
würde das Provisorium, in welchem Preußen zwei Stimmen 
gegen sechs besäße, einen langen Bestand gewinnen können. 
Die Wirkung dieser Berichte war eine vollständige. Ich 
finde nicht, daß sich in Berlin irgend eine abweichende Stimme 
erhoben hätte. Auch darüber gab es jetzt keine Meinungs- 
verschiedenheit mehr, daß im Vergleiche mit Schwarzenberg's 
Entwürfen der so oft, und mit Grund, verurtheilte Bundestag 
ein leidliches Auskunftsmittel sein würde. Manteuffel würde 
also nach Dresden gehen, und zunächst bei Schwarzenberg die 
preußische Gleichberechtigung als unerläßliche Vorbedingung 
jedes sonstigen Zugeständnisses zur Sprache bringen.
	        
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