Langes Hinschleppen der Angelegenheit. 99
neuen Aufschub der Execution während des jetzigen Provi-
soriums, wenn Dänemark kein Gesetz oder Budget für gemein-
same Angelegenheiten ohne Genehmigung des holsteiner Land-
tags erlasse; Dänemark aber publicirte am 3. Juli das neue
Budget ohne vorherige Anhörung der Holsteiner; wieder
wurde in Frankfurt von der Execution geredet, wieder eine
neue Sitzung des holsteiner Landtags abgewartet. Als auch
diese im Frühling 1861 mit einem offenen Zerwürfniß
zwischen Regierung und Ständen endigte, sollte jetzt endlich
und ernstlich Hand an die Execution gelegt werden. Indessen
war durch die wachsende Verwicklung auch bei den fremden
Großmächten eine gesteigerte Besorgniß erregt worden, und
England setzte seinen ganzen Einfluß in Kopenhagen ein, den
drohenden Sturm zu beschwören. Der dänische Minister-
präsident Hall, der 1857 an Scheele's Stelle getreten war,
ein geschulter und umsichtiger Beamter, ein klarer und scharfer
Kopf und ein kräftiger und selbstherrischer Charakter, war
durchdrungen von dem guten Rechte Dänemarks, seine Sou-
veränität nicht einer steten Aufsicht des deutschen Bundes
unterwerfen zu lassen, und deshalb den Zusagen von 1852
die verbindliche Kraft abzusprechen. Indessen war es auch
für ihn einleuchtend, daß Dänemark ohne den Schutz Europas
es nicht auf einen Kampf mit dem übermächtigen Nachbar
wagen dürfe, und so gehorchte er, Ende October 1861, dem
englischen Andringen, außerhalb des Bundestags eine directe
diplomatische Verständigung mit den Höfen von Wien und
Berlin zu versuchen. Auf deutscher Seite wurde diese Wen-
dung mit Freude begrüßt. Man hatte erleben müssen, daß
die auf Holstein beschränkte Thätigkeit des Bundes lediglich
den eiderdänischen Plänen gegen Schleswig in die Hände ge-