Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Englischer Vermittlungsvorschlag. 105 
nicht incorporirt, und die weitere Zusage, daß dort die 
Deutschen auf gleichem Fuße mit den Dänen behandelt werden 
sollen. Nun klagt Preußen in seiner letzten Depesche über 
die Zerreißung aller natürlichen Bande zwischen Schleswig 
und Holstein, die Mißachtung der Rechte der Universität 
Kiel, die Überfüllung Schleswigs mit dänischen Beamten und 
Geistlichen, die Verletzung aller Verhältnisse der Familien 
durch die Sprach-Edicte. Hier ist Abhülfe nöthig. Allein 
eine beständige Aufsicht des Bundes über die Verwaltung 
Schleswigs ist offenbar unthunlich, und folglich die erforder- 
liche Garantie durch die Landesverfassung selbst herzustellen. 
Es wäre demnach dem Lande volle Autonomie zu gewähren, 
und seinen Ständen die Regelung seiner Beziehungen zur 
Universität, Kirche, Schule und Sprache zu überlassen. Im 
dänischen Reichsrath würde dann das Herzogthum nicht mehr 
vertreten sein. 
Die zweite Frage, fuhr Lord John fort, ist die der 
Gesammtverfassung. Praktisch unausführbar wäre die Forde- 
rung, daß jedes Gesetz oder Budget durch vier, von einander 
unabhängige und räumlich getrennte Parlamente berathen 
und beschlossen würde. Es bietet sich der Ausweg, für die 
gemeinsam bleibenden Ausgaben (Civilliste, Heer, Marine, 
Diplomatie) alle zehn Jahre durch die vier Versammlungen 
ein Normalbudget feststellen, und dann etwaige Zuschüsse 
dazu jährlich von jeder Versammlung nach ihrer Quote be- 
willigen zu lassen. Über die Verwendung dieser Summen 
würde ein Staatsrath beschließen, welcher zu zwei Dritteln 
aus Dänen, zu einem Drittel aus Deutschen bestände. 
Wie man sieht, forderte dieser Vorschlag von Dänemark 
die volle Selbständigkeit Schleswigs, von Holstein den Ver-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.