Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Eindruck in Deutschland und Dänemark. 107 
Friedenssehnsucht im Herzen zu tragen. Endlich aber den 
Hauptsünder dieses Moments, England, meinte man gründlich 
zu kennen. Mochte die Königin auch jetzt noch deutsche 
Stimmungen haben, die Entscheidung wurde dort zuletzt von 
der öffentlichen Meinung, von dem Parlament und von dessen 
Führern gegeben. Die große Mehrzahl aber der Zeitungen 
strömte über von dänischen Sympathien, das Haupt der Re- 
gierung, Lord Palmerston, war der eigentliche Schöpfer des 
Londoner Protokolls, die Mehrheit im Unterhause schien ihm 
gewiß, und die torystische Opposition fast noch antideutscher 
als der Minister selbst. Und Lord John Russell, sagte man, 
was liege ihm schließlich an den holsteiner Ständen oder den 
schleswiger Schulen? Woran sein Herz hänge, sei wie bei 
Osterreich und Rußland doch einzig und allein die Ver- 
hütung eines europäischen Krieges und deshalb die Beilegung 
des endlosen deutsch-dänischen Zwistes, einerlei, auf welche 
Bedingungen. Daß er jetzt den deutschen Wünschen so weit 
entgegen komme, beweise nichts weiter, als daß er Dänemark 
für den schwächern Theil halte, bei welchem ein diplomatischer 
Druck eher als bei dem großen Deutschland einen Erfolg 
bewirken könne. Diese Ansicht ihm gründlich zu benehmen, 
sei also die wesentliche Aufgabe Dänemarks. Sei auch die 
materielle Macht des deutschen Bundes zehnfach größer als 
die dänische: Dänemark müsse der Welt darthun, daß es an 
fester Energie den schlaffen Widersacher in noch höherem 
Maaße übertreffe, daß es für sein nationales Recht unter 
allen Umständen zum Kampfe bis auf den letzten Bluts- 
tropfen entschlossen sei. Habe sich England erst von dieser 
Thatsache überzeugt, so werde Lord John sofort um des 
lieben Friedens willen seine Mahnung zu christlicher Nach-
	        
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