Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Dänemark weist den Vorschlag zurück. 109 
muthig um ihn schaaren werde. Am 6. November erließ 
dann Hall seine Entgegnung an die deutschen Mächte. Mit 
großem Nachdruck wies er Österreichs Antrag auf Herstellung 
des ungetheilten Schleswig-Holstein ab, da dieselbe nimmer- 
mehr zur Beruhigung der Gemüther, sondern umgekehrt nur 
zu neuem Streben nach Losreißung von Dänemark führen 
würde. Vielmehr, wenn Dänemark nach den Forderungen 
des Bundestags den Holsteinern erweiterte Selbständigkeit 
gebe, sei es genöthigt, Schleswig um so enger an das König- 
reich heranzuziehen. Der Minister wiederholte dann den 
alten Satz, daß Schleswig ein dänisches Land sei, in dessen 
Verhältnisse einzureden, Deutschland nicht das mindeste Recht 
besäße. Er sprach jetzt positiv den Abreden von 1851 und 
1852 jeden vertragsmäßig bindenden Charakter ab; Oster- 
reich habe damals erklärt, die souveränen Rechte des Königs 
erlitten keinen Abbruch, wenn er den Mächten Erläuterungen 
über seine Absichten gäbe; nachdem der König seine damaligen 
Absichten ausgesprochen, möge er sich bis zu einem gewissen 
Grade moralisch gebunden fühlen, aber von einer inter- 
nationalen Verbindlichkeit könne keine Rede sein. Überhaupt, 
sagte der Minister, ist die Frage zu groß, um sie durch die 
Interpretation einzelner Depeschen zu entscheiden; es handelt 
sich um die souveräne Befugniß der dänischen Monarchie, 
ihre innern Angelegenheiten mit voller Unabhängigkeit zu 
ordnen. Deutschland strebt nach engerer Verbindung seiner 
Bundesstaaten unter einer nationalen Verfassung; um so 
mehr müssen wir darauf bedacht sein, die Unabhängigkeit der 
andern Theile unserer Monarchie außer Holstein zu wahren. 
Wer sich erinnert, wie bündig Dänemark 1852 den 
Vertragscharakter der damaligen Abreden anerkannt hatte,
	        
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