Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Mannigfache Bedenken in Deutschland. 129 
Seufzern über die vielleicht bevorstehende Blokade der Elb- 
mündung secundirte. Graf Platen, der hannover'sche Minister, 
stöhnte über die Möglichkeit, daß die kleine Schaar Han- 
noveraner, die auf Bundeskosten ausrücken sollte, von den 
Dänen in die Pfanne gehauen würde: denn, sagte er, wir 
haben kein Geld, um die dagegen nöthige Reserve selbst an 
der Grenze aufzustellen; wir können uns dem Unheil nicht 
aussetzen, wenn nicht Preußen ein entsprechendes Hülfscorps 
mobilisirt. Neben diesem Kleinmuth der Küstenstaaten redete 
man zu Dresden, Stuttgart und München um so kriegerischer 
im Vollgefühle binnenländischer Sicherheit, und Osterreich, 
welches seine Bundesreform noch keineswegs aufgegeben hatte, 
belobte diese patriotische Gesinnung, mahnte in Hannover zu 
frischerem Muthe und drängte auf kräftiges Auftreten beim 
Bunde. In Wahrheit war Rechberg durchaus nicht der 
Meinung, einen dänischen Krieg zu beginnen; er lebte viel- 
mehr des Vertrauens, durch eine solche Haltung die Dänen 
einzuschüchtern und damit einige Concessionen für die Herzog- 
thümer ohne Friedensstörung zu erlangen. Ein diplomatisches 
Ersuchen Lord John Russell's um Mäßigung in der dänischen 
Sache wurde also, obgleich durch Frankreich unterstützt, von 
Rechberg zurückgewiesen, da es sich lediglich um eine innere 
Bundessache handle — denn auch zur Prüfung der Frage, 
ob Holstein die vertragsmäßige Stellung in der dänischen 
Gesammtverfassung habe, sei der Bundestag als solcher 
competent. Da sich auch Preußen mit dieser Auffassung ein- 
verstanden erklärte, so vereinigten sich im Laufe des Sep- 
tember die Ausschüsse des Bundestags über einen Antrag, 
die Versammlung möge die Höfe von Osterreich, Preußen, 
Sachsen und Hannover zur Übernahme der Execution in der 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. III. 9
	        
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