König Frederik und seine Minister. 137
volle Auskunftsmittel darbieten, oder wenn sich ihr, ohne
unser Verschulden, im Schoße der Bundesversammlung
Hindernisse entgegenstellen.“
Indessen war der Moment nicht mehr ferne, in welchem,
zunächst durch die Verblendung des Widersachers selbst, die
Wege der deutschen Politik sich zu ebnen begannen.
Während Lord John Russell unendliche Tinte verbrauchte,
um unablässig in Frankfurt von der Vollziehung der Exe-
cution und in Kopenhagen von bewaffnetem Widerstand gegen
die Execution abzumahnen, blieb das dänische Ministerium
unbeirrt in seinem Programm, zuerst die Einverleibung
Schleswigs zu vollziehen, und dann durch Rücknahme des
Märzpatents dem Bundestage den Vorwand zur Einmischung
zu nehmen. Am 15. October kam König Frederik von
Schloß Glücksburg nach Kopenhagen, um der Berathung des
Ministeriums über die dem Bundestag zu ertheilende Antwort
beizuwohnen. Die Stimmung in der Hauptstadt war äußerst
selbstbewußt. Man glaubte nicht an den Muth des Bundes-
tags, trotz Englands Einspruch die Execution in Vollzug zu
setzen, und wurde tapfer, wie immer, wenn man Deutschland
für unentschlossen hielt. Orla Lehmann, jetzt Minister des
Innern, hatte kurz zuvor einer dänischen Schützengilde die
Erklärung zugerufen: die Regierung hat den jetzigen Bruch
mit dem Bunde in vollem Vorbedacht herbeigeführt, und
fühlt sich also bei seiner Entwicklung ganz und gar nicht in
Verlegenheit. Indessen setzte Bligen zuerst den Minister Hall,
und dann am 18. October auch den König von Bismarck's
Brief in Kenntniß; der immer gleich indolente Fürst, der
bisher den Kopenhagener Volkshaufen zu Gefallen eider-
dänische Politik getrieben, war jetzt von der Sorge erfüllt,