Annahme der Verfassung. 141
Benehmens der Holsteiner, zu willfahren, ein Vorschlag, der
unter den gegebenen Verhältnissen nur als ein neuer Hohn
gegen Deutschland aufgenommen werden konnte 1). Endlich am
13. November kam es im Reichsrath, nachdem Blixen durch
eine sehr ungeschickte Rede gegen die neue Verfassung die
Stimmung erbittert, und Hall mit großem Nachdrucke die
Cabinetsfrage gestellt hatte, zu der entscheidenden Abstimmung.
Für die erforderliche Zweidrittelmehrheit bedurfte es 37 Stim-
men; Hall siegte mit 40 gegen 16. Für zwei seit lange
unvertretene schleswiger Bezirke, welche sicher der Opposition
zugefallen wären, hatte die Regierung die Ersatzwahl ver-
schleppt; unter der Mehrheit befanden sich die Stimmen der
fünf Minister, und trotz alledem hätte der Übertritt von
vier Stimmen genügt, das Gesetz zu beseitigen. Indessen,
gleich viel, ob mit großer oder kleiner Mehrheit, der Schlag
1) Kurz vorher hatte der englische Gesandte in Kopenhagen, Sir
Arthur Paget, größere dänische Concessionen für Holstein in Aussicht
gestellt, und Bismarck darauf dem dänischen Gesandten in Berlin,
Herrn von Quaade, gesagt, wenn dieselben in Holstein sofort eingeführt
würden, und Dänemark zugleich für die schleswiger Frage die englische
Vermittlung annähme, so könnte die Execution unterbleiben, und der
bisherige Zustand provisorisch — bis zu glücklichem Ende der ganzen
Verhandlung — fortdauern. Beide Theile würden bald die Unerträglich-
keit desselben empfinden. Quaade berichtete dies an Hall, und dieser
nahm davon Veranlassung, damals und später zu erzählen, Bismarck
habe sowohl das holsteinische Angebot vom 8. November, als die gleich-
zeitig eingebrachte neue Verfassung für Dänemark-Schleswig im Voraus
gebilligt. Bismarck's ganze Correspondenz bezeugt die absolute Grund-
losigkeit dieser Darstellung; schon am 3., dann am 5. und 13. November
hat Bismarck den Gesandten Balan beauftragt, bei Hall ernsten Wider-
spruch gegen die neue Verfassung einzulegen, und am 8. December
jene Hall'sche Erzählung auf das Bestimmteste dementirt.
Den Herzog von Gramont (Andreas Memor) hat dies Alles nicht
gehindert, Hall's Mährchen sehr ernstlich zu wiederholen.