Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

154 Erbstreit und Verfassungsfrage. 
andern die Möglichkeit der Empörung der Hauptstadt, viel- 
leicht eine Niederlage der Truppen, oder bei deren Sieg der 
Fluch des dänischen Volkes gegen den blutbefleckten deutschen 
Tyrannen. Sein Geist war nicht stark, sein Herz nicht hart 
genug, um diese Probe zu bestehen. Er verließ das Zimmer, 
um den Rath seiner Schwiegermutter einzuholen, und als 
Prinzessin Charlotte sich für die dänische Seite entschied, voll- 
zog er die verhängnißvolle Unterschrift. Hall meldete es dem 
preußischen Gesandten mit der unglaublichen Bemerkung, daß 
hiedurch ja der internationalen Verhandlung nicht vorgegriffen 
werde. Die dänischen Zeitungen aber jubelten, daß von nun 
an die Rückkehr zu dem schmählichen Gesammtstaate von 1852 
unmöglich geworden sei. 
Ja, sie war fortan unmöglich. In der Kieler Versamm- 
lung hatte die Mehrheit der Schleswiger in ihrem Vertrauen 
auf König Christian die Candidatur Augustenburg's und die 
von den Holsteinern beantragte Vertreibung aller königlichen 
Beamten abgelehnt, als ein Telegramm aus Kopenhagen die 
königliche Sanction der Novemberverfassung meldete. Damit 
war auch hier die Entscheidung gegeben. Mit glühender Ent- 
rüstung stimmten jetzt auch die Schleswiger ein in den Ruf: 
„Los von Dänemark" und demnach in die Erhebung Augusten- 
burg's. In wenigen Tagen beherrschte diese Gesinnung das 
Land von der Elbe bis zur Königsau. Die große Mehrzahl 
der Beamten, Geistlichen, Schulzen und Lehrer verweigerten 
dem Protokollprinzen den Huldigungseid; die Mitglieder der 
Landtage und der Ritterschaft traten zusammen, um Hülf- 
gesuche an den deutschen Bund zu zeichnen; überall, wo keine 
dänischen Truppen standen, hatte die dänische Verwaltung 
thatsächlich aufgehört. Los von Dänemark, das war der ein-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.