England strebt zu vermitteln. 165
Dafür hatte sie denn an Lord John Russell das denkbar
eifrigste Organ, dem jede Bedingung des Friedens, deutsch
oder dänisch, vollkommen gleichgültig war, wenn sie nur
den Krieg verhütete, und der in diesem Sinne rastlos seine
Depeschen, Aufforderungen und Abmahnungen in alle Welt
hinausgehen ließ. Lord Palmerston hielt sich zur Zeit zurück;
seine Feindseligkeit gegen Deutschland aber war ungeändert,
und die von ihm nicht selten inspirirte Presse richtete namentlich
gegen Preußen die heftigsten Angriffe. Um so vorsichtiger
bewahrte Bismarck dem englischen Botschafter gegenüber seine
gedeckte Stellung. Lord John hatte kurz vor dem Tode
Frederik's VII. den Drang zu einer englischen Vermittlung
verloren, erkundigte sich jetzt aber auf's Neue in Berlin wie
in Frankfurt, ob ein solches Erbieten Aussicht auf Annahme
haben würde. Bei einem Gespräche mit dem englischen Ge-
sandten, Sir Andrew Buchanan, bedauerte Bismarck, daß
Lord John sich vor vierzehn Tagen nicht dazu hätte ent-
schließen können; damals sei der Bund dazu bereit gewesen,
was heute durch Dänemarks Wortbrüchigkeit sehr zweifelhaft
geworden sei. Diese lähme aber auch Preußens Stellung
zum Londoner Protokoll von 1852. Nicht ohne Schein
halte man uns entgegen, daß Dänemark seine damals über-
nommenen Pflichten nicht erfüllt habe, wir also auch nicht
mehr an das Protokoll gebunden seien. Wir seien freilich
weit entfernt davon, dies als unsere Ansicht auszusprechen,
hätten aber keine Mittel mehr, auf Andere in diesem Sinne
einzuwirken. Was uns selbst betreffe, seien wir jedoch sehr
bereit, beim Bunde für die Annahme der englischen Vermitt-
lung zu stimmen. Sir Andrew suchte vergeblich darzuthun
daß Dänemarks Vertragsbruch gegen Schleswig Preußen