Frankreich empfiehlt Preußen kräftiges Vorgehen. 167
zwischen Frankreich auf der einen, und Osterreich-England auf
der andern Seite, mit großer Freude begrüßt, und ging eifrig
auf die günstige Haltung der französischen Staatsmänner ein.
„Ich wünsche, sagte ihm Napoleon am 23. November, auf
dem Congresse mich mit Euch über größere Dinge zu ver-
ständigen. Ich habe von Euch nichts zu verlangen, aber Ihr
werdet Euch nicht verbergen, daß Ihr in Eurer jetzigen Lage
nicht bleiben könnt. Preußen ist von kleinen Staaten um-
geben, die sein Wirken hindern und seine Kraft nicht vermehren.
Auf dem Congresse könnten wir dies und vieles Andere ge-
meinsam erwägen.“ Dem Minister Drouyn de Lhuys empfahl
dann Goltz die Sache Schleswig-Holsteins, wo sich für Frank-
reich Gelegenheit zeige, seine Sympathie für das Nationalitäts-
princip zugleich mit der Achtung vor alten Rechtsordnungen
zu bethätigen. Der Minister bestätigte dies, erklärte aber zur
Zeit Frankreich durch das Londoner Protokoll gebunden; auf
dem Congresse würde man weiter davon reden können. Daß
der Bund Holstein besetze, um allen Parteien ihre Rechte zu
wahren, erschien dem Minister unbedenklich. Als dann Goltz
den Gedanken hinwarf, Schleswig nach der Nationalität seiner
Einwohner zu theilen, so daß Südschleswig an Holstein fiele,
entgegnete Drouyn de Lhuys: wenn eine solche Theilung,
namentlich im Hinblick auf die Möglichkeit einer scandinavischen
Union, durchzusetzen wäre, so würde es besser sein, Schleswig-
Holstein zu einer preußischen Provinz und nicht zu einem selb-
ständigen Herzogthum zu machen, schon im Interesse der
Stärkung der deutschen Seemacht; er rathe also, daß Preußen
die Ansprüche Augustenburg's nicht als unbestreitbar hinstelle.
Als er bei diesen Außerungen auf Compensationen deutete,
und Goltz sogleich darauf bemerkte, daß Preußen keine Pro-