Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Russischer Vermittlungsvorschlag. 185 
daß die deutschen Mächte das Londoner Protokoll nur unter 
der Bedingung der bekannten Verfassungszusagen unterschrieben 
hätten; durch deren Verletzung und durch die Einverleibung 
Schleswigs würde also Dänemark seinen Freunden jede Unter- 
stützung bei einem hierüber ausgebrochenen Kriege unmöglich 
machen. Napoleon nahm den Vorschlag äußerst kühl auf; 
desto eifriger griffen Osterreich und England zu; nur meinte 
Lord John, der übrigens zur Abwechselung in dieser Zeit 
sich wieder einmal sehr deutschfreundlich äußerte, es würde 
bei der leider so starken Spannung zwischen Deutschland und 
Dänemark zweckmäßig sein, daß zunächst nur die drei neutralen 
Mächte sich zu dem von Gortschakoff angeregten Schritte 
vereinigten. Er empfahl dann, daß die betreffenden Gesandten 
sich zunächst nach Berlin, und erst nach Rücksprache mit Bismarck 
sich nach Kopenhagen begäben, womit Gortschakoff völlig 
einverstanden war. Daß mittlerer Weile Dänemark am 
4. December das Märzpatent zurücknahm, wurde bei dem 
offenbaren Zusammenhange desselben mit dem rechtswidrigen 
Erlaß der Novemberverfassung von keinem der Cabinette als 
eine ernstliche Concession betrachtet. 
Unter diesen Umständen wurde es Bismarck nicht schwer, 
sich mit dem russischen Specialgesandten, Baron Ewers, der 
in den ersten Decembertagen nach Berlin kam, zu verständigen. 
Ewers würde die Dänen auf die schweren Gefahren ihres 
vertragswidrigen Benehmens aufmerksam machen: blieben sie 
halsstarrig, so wäre zu erklären, daß die Mächte jede Ver- 
antwortung für die Folgen ablehnten. Zeigten sie sich ent- 
gegenkommend, so könnten die Mächte auch auf den deutschen 
Bund einwirken. Etwas lebhafter gestaltete sich einige Tage 
darauf, am 12. December, die Verhandlung mit dem englischen
	        
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