Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Dänischer Ministerwechsel ohne ÄAnderung des Systems. 189 
würde. Wodehouse verabredete darauf mit Ewers eine iden- 
tische Note, welche die Beseitigung der Verfassung forderte; 
Hall blieb aber bei seinem Entschluß, wie bestimmt ihm auch 
Lord Wodehouse am 21. December die Mittheilung machte, 
daß England dann es Dänemark überlassen müßte, Deutsch- 
land auf eigene Verantwortung die Stirne zu bieten. Ich 
kenne, sagte Hall, die Gefahren der Ablehnung, aber die 
Gefahr unfrer innern Zerrüttung bei der Annahme ist größer; 
für die Dynastie und das Land ist das Beste, in einer festen 
Stellung bei Schleswig den Kampf anzunehmen. Da erschien 
bei ihm Sir Arthur Paget, um ihm auf Befehl König 
Christian's vorzustellen, derselbe dürfe erwarten, daß der 
Minister, der Schöpfer der Verfassung, zu deren Sanction er 
den König genöthigt, unter den jetzigen Umständen es auf sich 
nehme, die Aufhebung derselben zu beantragen. Die Folge 
war auf der Stelle Hall's Entlassungsgesuch. Der König 
versuchte darauf, ein Ministerium zur Herstellung des Friedens 
zu bilden; er wandte sich an Männer der alten Gesammt- 
staatspartei, an conservative Generale, er dachte an Blixen- 
Finecke. Aber bei der Macht der Eiderdänenpartei, bei der 
im Reichsrath herrschenden Mehrheit und der hoffnungslosen 
Verwicklung der Lage, wünschte oder wagte Keiner die er- 
drückende Aufgabe zu übernehmen; nach wenigen Tagen 
mußte der König sich den Eiderdänen auf's Neue unterwerfen. 
Wenigstens den ihm seit dem 18. November tief verhaßt ge- 
wordenen Hall vermied er; an die Spitze des Cabinets trat 
jetzt der bisherige Cultusminister Bischof Monrad, welcher 
im Ubrigen die politischen Anschauungen seines Vorgängers 
vollständig theilte, ja viel weniger als dieser zu vorsichtiger 
Erwägung, sondern in höherem Grade zu rücksichtsloser
	        
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