Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Pläne der Mittelstaaten. Abgeordnetentag in Frankfurt. 195 
die Mehrheit für die Anerkennung desselben erlangen würde. 
Dann wäre vom Bunde die Occupation der Herzogthümer 
zu verfügen, und zwar, wenn Osterreich und Preußen sich 
nicht betheiligen wollten, durch die für die Bezwingung Däne- 
marks völlig ausreichenden Truppen der Mittelstaaten. Zu- 
gleich würden in Holstein die Stände zur feierlichen Aner- 
kennung Friedrich's VIII. einberufen werden. Gleichzeitig mit 
der Münchener Ministerconferenz fand dann am 21. December 
der große Abgeordnetentag in Frankfurt Statt, eine Versamm- 
lung von 491 Mitgliedern aus allen deutschen Kammern, 
darunter aber, was allerdings für den weitern Verlauf der 
Agitation bedeutsam war, nicht mehr als 47 Preußen und 
gar nur 7 Osterreicher. Die Versammlung beschloß einstimmig 
und ohne Debatte, mit allen gesetzlich zulässigen Mitteln 
danach zu streben, daß der Bund den Herzog Friedrich an- 
erkenne und ohne Rücksicht auf fremden Einspruch in sein Recht 
einsetze; sie verhieß weiter, jede dafür eintretende Regierung 
zu unterstützen, jede dagegen wirkende mit allen verfassungs- 
mäßigen Mitteln zu bekämpfen sie begehrte ferner die baldigste 
Einberufung eines allgemeinen deutschen Parlaments. End- 
lich setzte sie (gegen den Widerspruch der großdeutschen Partei- 
führer) einen Centralausschuß von 36 Mitgliedern ein, als 
Mittelpunkt der gesetzlichen Thätigkeit der deutschen Nation 
für Schleswig-Holstein und Friedrich VIII. Die wiederholte 
Betonung der gesetzlichen und verfassungsmäßigen Mittel, auf 
welche das hier bezeichnete Wirken zu beschränken sei, war 
durchaus ernst gemeint und auch in der Lage völlig begründet. 
Wozu revolutionäre Schritte, wenn Beust, der damalige Führer 
der mittelstaatlichen Regierungen, offen erklärte, daß dieselben 
der populären Bewegung nicht widerstehen könnten , folglich
	        
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