200 Die Execution in Holstein.
deutschen Fürsten ein außerdeutsches Land zu erobern; sonst
hätte er Neuenburg für Preußen, Toscana für Osterreich
behaupten müssen. Dieser Weg würde also nur bis zur
Eider führen, wenn man nicht einfach eine von allen Mächten
als rechtlose Aggression ausgelegte Erklärung der Eroberung
zu Hülfe nähme. Wir würden Holstein von Dänemark ab-
reißen, was vielleicht ohne Kampf durch bloße Unterhandlung
erreichbar wäre, und Schleswig, das rechte Object des Dani-
sirungseifers, Preis geben. England würde auf solcher Basis
sich nie an einer Conferenz betheiligen. Bleibt der dritte
Weg. Osterreich und Preußen äußern sich gar nicht über
den Londoner Vertrag, sondern gehen zur Action über, um
die Erfüllung der dänischen Verpflichtungen von 1852 zu
erzwingen. Also am 1. Januar ein Ultimatum dieses Sinnes,
vom Bunde, oder wenn dieser nicht will, von beiden Mächten,
oder auch gar kein Ultimatum, und sofortiges Einrücken, um
das Streitobject, dessen Dänemark sich eben bemächtigen will,
dem Gegner zu entziehen. Das wäre Krieg mit Dänemark,
welcher dann rasch und energisch zu führen wäre; die andern
Mächte hätten dabei keinen Titel zur Einmischung; höchstens
Schweden käme vielleicht in das Feld. Unsere Stellung in
der Conferenz würde durch den Besitz des Streitobjects nicht
ungünstiger werden.
In diesem Sinne stellte Bismarck bei dem Könige seinen
Antrag. Dieser hätte kaum einen liebern Wunsch gehabt, als
der dänischen Integrität und dem Londoner Protokoll sofort
den Rücken zu kehren; aber auch Er wußte, wie wichtig es
Europa gegenüber war, Osterreich an seiner Seite zu be-
halten, und wie wenig Osterreich jetzt schon an die Zerreißung
der dänischen Integrität dachte. Das praktisch Wesentliche