Einrücken der alliirten Truppen in Holstein. 217
finden sollten. Beust, welcher seinem Bundesgesandten den
Auftrag gegeben hatte, für Verhinderung des Durchmarsches
durch Holstein zu wirken, erklärte einige Tage später dem
preußischen Vertreter in Dresden, er hoffe, daß man ihn
nicht für einen solchen Don Qutxote halten werde, welcher
auf den Gedanken eines bewaffneten Widerstandes gerathen
könnte. In Stuttgart hatte der Minister Hügel stets mit
Grauen an die Möglichkeit eines offenen Bruches mit den
Großmächten gedacht, und in der Kammer nur deshalb so
tapfer geredet, um die Gährung im Lande möglichst zu be-
schwichtigen; vollends der alte König Wilhelm ließ jetzt
öffentlich verkünden, was er den Gesandten an seinem Hofe
längst gesagt, daß er mit dem ganzen bösen Handel nichts
zu schaffen haben wolle. Außerst kummervoll war König
Max von Bayern, in hohem Grade aufgeregt sein Minister
Schrenck, daß das schöne Bild der bayerischen Trias-Hege-
monie so schnell in Nebel zerrinne: aber daß man sich nicht
mit dem Degen in der Hand den beiden Großmächten in den
Weg stellen könne noch dürfe, war doch beiden Männern auf
der Stelle klar. Wohl redete noch Beust von einer neuen
Ministerconferenz, und Roggenbach von einer Vereinigung
aller mittelstaatlichen Kammern zum Kerne eines deutschen
Parlaments: aber in München war man plötzlich und gründ-
lich aufgeklärt darüber, daß Rathen und Reden jetzt nicht
mehr fördern könne, daß man ganz und gar nicht gerüstet,
Preußen aber binnen 14 Tagen in erdrückender Übermacht
schlagfertig sei, und daß König Max ein Blutvergießen
zwischen Deutschen und Deutschen im tiefsten Herzen ver-
abscheue. Und wenn man nach all der grimmen Energie im
Reden, jetzt mit einem Male den Augenblick des Handelns