220 Der Vertrag vom 16. Januar 1864.
waren alle Cabinette einverstanden, daß Dänemark mit schnöder
Keckheit sich Deutschland gegenüber in's Unrecht gesetzt;
niemand hatte Lust, zum Schutze einer so faulen Sache sich
auf einen Krieg gegen das in Waffen starrende Gesammt-
deutschland einzulassen, während in Berlin und Wien noch
kein Wort gegen die dänische Integrität oder die Thronfolge
Christian's IX. gefallen war. Rußland wünschte allerdings,
Dänemark so glimpflich wie möglich behandelt zu sehen, wies
aber jeden Gedanken an einen Bruch mit Preußen, seinem
muthigen Genossen während der polnischen Wirren, unwillig
von der Hand. Napoleon hielt fest an seinem Gedanken,
Preußens Bündniß zu gewinnen, und an der Hoffnung, aus
dem dänischen Kriege weitere Verwicklungen erwachsen zu
sehen, welche Preußen an seine Seite führen müßten. Schon
im December hatte er dem italienischen Gesandten Nigra
gesagt: wir werden es dahin bringen, daß sich Preußen und
Osterreich mit Kanonen beschießen. Am 27. Januar inter-
pellirte er den preußischen Botschafter, ob die Gerüchte wahr
seien, daß Preußen dem Wiener Hofe dessen außerdeutsche
Besitzungen gewährleistet habe, und als er darauf eine bestimmt
verneinende Antwort erhalten, ließ er am 28. ver englischen
Regierung erklären, daß er nur mit Widerwillen an eine
Maaßregel herantreten würde, welche ihn in einen Krieg mit
Deutschland verwickeln könnte; für England bedeute ein
solcher Krieg nichts weiter als Blokirung einiger Häfen und
Wegnahme einzelner Schiffe; für Frankreich würde es der un-
glücklichste und gewagteste aller Kriege sein, auf welche das.
Kaiserthum sich einlassen könnte; so lange das Gleichgewicht
der Mächte nicht ernstlich bedroht sei, werde er sich lediglich
die volle Freiheit seines Handelns offen halten.