Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

222 Der Vertrag vom 16. Januar 1864. 
zulassen werde, nämlich ein Schleswig-Holstein, ein wie Holstein 
selbständiges Schleswig, und eine Theilung Schleswigs — 
also, können wir hinzusetzen, Alles und Jedes, wodurch die 
vertragswidrige Knechtung Schleswigs auch nur hätte ge- 
mildert werden können. Als diese Nachrichten in Berlin 
anlangten, befahl der König auf der Stelle die Ablehnung 
des englischen Antrags, und blieb fest auf diesem Beschlusse, 
obgleich auch Rußland die Annahme lebhaft empfahl, und 
Bernstorff und Rechberg schwere Besorgnisse über die wachsende 
Verfinsterung des politischen Horizontes äußerten. Rechberg 
erkannte an, daß bei der Erregung des deutschen Volkes der 
Einmarsch in Schleswig nicht verzögert werden könnte, mahnte 
aber um so mehr, zur Beschwichtigung Englands die begehrte 
Anerkennung der dänischen Integrität auszusprechen und zu- 
gleich als Bethätigung unserer Friedensliebe auf beschleunigten 
Zusammentritt der europäischen Conferenz zu dringen. Er 
wies zunächst die kaiserlichen Gesandten in Paris und London 
zu einer Darlegung an, daß ein Aufschub des öffentlich an- 
gekündigten Einmarsches in Schleswig die deutschen Mächte 
prostituiren müßte; seine erste Folge würde sein, daß der 
Bundestag die Besetzung Schleswigs für Augustenburg be- 
schlösse; damit wäre dann die dänische Integrität, an welche 
Osterreich und Preußen bisher nicht gerührt hätten, offen 
angegriffen. Osterreich denke nicht an eine Zerstücklung 
Dänemarks; sie liege nicht in seinen Wünschen und in seinen 
Interessen; sie wäre im Gegentheil seinen Principien und 
allen seinen Traditionen zuwider. Österreich wolle hier wie 
sonst sich nicht zum Ritter der Nationalitäten machen; es 
überschreite die Eider, um schweren Verwicklungen zuvorzu- 
kommen, da ohne sein Vorgehen Dänemark schon längst eine
	        
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