Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

228 Ausbruch des Kriegs. 
eben gewonnen. Officiere und Mannschaften seines Heeres 
aber waren mit wenigen Ausnahmen vortrefflich, ebenso 
kriegsmuthig wie durchgebildet, jeder Truppentheil eine wohl- 
gegliederte, festgeschlossene und deshalb zu jedem Zwecke 
schlagfertige Masse, so daß die Hoffnung berechtigt war, 
wenigstens diesem Feinde gegenüber werde die Tüchtigkeit der 
Theile ersetzen, was etwa bei der Oberleitung des Ganzen 
mangelhaft erscheinen könnte. 
In gewisser Hinsicht umgekehrt lagen die Dinge auf der 
dänischen Seite. Der Oberbefehlshaber, General de Meza, 
war ein kräftiger und kluger Officier, der seine Befähigung 
im Kriege von 1850 in ausgezeichneter Weise bewährt hatte, 
und nicht minder anerkennenswerth war der bereits im Friedens- 
stande angestellte Theil seines Officiercorps. Aber der kleine 
Staat war durch die Grenzen seiner Finanzkraft gezwungen, 
im Friedensstande die Zahl seiner Officiere und Unterofficiere 
auf ein sehr geringes Maaß zu beschränken, und die Dienst- 
zeit der Soldaten auf zehn Monate herabzusetzen: bei der 
Mobilmachung trat dann mehr als eine Vervierfachung der 
Mannschaft in den Cadres ein; eine große Zahl mangelhaft 
gebildeter Reserveofficiere wurde dazu herangezogen, und bei 
der oberflächlichen Abrichtung der Truppe entbehrten die 
Bataillone trotz aller Tapferkeit der Einzelnen die innere 
Solidität, deren sich der deutsche Gegner erfreute. Dazu 
kam noch bei diesem Kriege ein weiteres bedrohliches Moment, 
die völlige Unzuverlässigkeit der in Schleswig-Holstein recru- 
tirten Regimenter, welche in den deutschen Truppen nicht den 
Feind, sondern den Befreier erblickten. Die Gesammtstärke 
des Heeres belief sich auf ungefähr 55000 Mann, wovon 
für den bevorstehenden Kampf in Schleswig nicht ganz
	        
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