Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

230 Ausbruch des Kriegs. 
von Kopenhagen galt sie für unüberwindlich; in Paris meinte 
Kaiser Napoleon, die Deutschen würden zwei Jahre lang 
ohne großen Erfolg vor ihren Wällen liegen können. Für 
den schlimmsten Fall würde die Rückzugsstraße über Flensburg 
in das Sundewitt gehen, wo gegenüber der Insel Alsen, vor 
der über die Meerenge nach Sonderburg führenden Brücke, 
eine nicht minder starke Schanzengruppe auf den Höhen von 
Düppel dem Heere eine drohende Stellung in der Flanke des 
nordwärts vorgehenden Feindes sichern würde. 
Während dieser dänischen Vorbereitungen erwog auf 
Befehl des Königs Wilhelm General Moltke den deutschen 
Operationsplan. Dieser Krieg, sagte er, sei leicht zu führen, 
aber schwer zu beendigen. Ein rascher Abschluß sei nur da- 
durch herbeizuführen, daß man dem Feinde alle irgend erreich- 
baren Hülfsquellen abschneide, also so weite Landstriche wie 
möglich besetze. Die erste Aufgabe war selbstverständlich die 
Überwältigung des Danewerks, die nach Moltke's Meinung 
nicht durch unmittelbaren Ansturm in der Front, sondern durch 
eine Umgehung in der östlichen Flanke, also durch die Über- 
schreitung der untern Schlei, zu bewirken wäre. Für ebenso 
zeitraubend und mithin unthunlich wie den Frontalangriff auf 
das Danewerk, erklärte er einen solchen auf die Missunder 
Schanzen; wohl aber müsse dieses befestigte Ausfallsthor 
zugesetzt, und gleichzeitig die dänische Hauptmacht durch um- 
sichtige Demonstrationen im Danewerk festgehalten werden. 
Wenn es dann dem Prinzen Friedrich Carl gelinge, sein 
Corps einige Meilen unterhalb Missunde, wo das südliche 
Ufer das nördliche überhöhe, über die Schlei zu bringen, und 
sofort in raschem Zuge Flensburg zu erreichen, so sei dem 
dänischen Heere der Rückzug nach Norden und Osten ver-
	        
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