Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Moltke's Operationsplan. 231 
legt; es könnte gegen Westen gedrängt und dort vernichtet 
werden. Würde hiedurch der kriegerische Eifer Dänemarks 
nicht gebrochen, oder das Ergebniß der Operation nicht in 
vollem Umfange erreicht, so war Moltke nicht der Ansicht, 
Zeit und Blut mit einer Belagerung der Düppeler Schanzen 
zu vergeuden, da die Einnahme derselben keinen andern 
Gewinn als den Besitz von ein Paar Hektaren schleswig'sches 
Bodens liefern würde; man habe Kräfte genug, um dänische 
Ausfallsversuche durch eine zurückgelassene Abtheilung zu 
hindern, mit der Hauptmacht aber ganz Jütland zu über- 
schwemmen, dessen Verlust auf das Schwerste in Kopenhagen 
empfunden werden müßte. Sollte jedoch auch dies noch nicht 
zum Frieden führen, so würde man wieder sich nicht mit 
einer Belagerung der jütischen Festung Fridericia aufhalten, 
sondern sich auf deren Beobachtung beschränken, und sofort 
ein starkes Corps auf die Insel Fünen hinüber werfen, wo- 
durch ohne Zweifel die schließliche Unterwerfung des Feindes 
erzwungen würde. " 
Dieser Operationsplan wurde dem Obercommando zur 
Kenntnißnahme, indessen nicht als bindende Vorschrift, mit- 
getheilt. Vielmehr hieß es in der am 29. Januar vom 
Könige gezeichneten allgemeinen Instruction für den Feld- 
marschall ausdrücklich: jeder dänische Widerstand ist mit 
Waffengewalt zu beseitigen; es bleibt dabei dem Oberbefehls- 
haber volle Freiheit der Entschließung. Jedoch wird er auf 
folgende Punkte besonders hingewiesen. Es ist eine Haupt- 
aufgabe, das feindliche Heer zu vernichten, ehe es seine Ein- 
schiffungspunkte erreicht; wenn irgend möglich, ist dem Feinde 
der Rückzug nach Düppel abzuschneiden; nach jedem Erfolge 
hat die unablässigste Verfolgung Statt zu finden; nach voll-
	        
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