Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

240 Ausbruch des Kriegs. 
kenne, ein Angriff in dem Augenblick, wo der Gegner unsere 
Forderung zu erfüllen versprochen und nur um so viel Auf- 
schub gebeten habe, um die Möglichkeit dazu zu gewinnen. 
Wir haben oben die Nichtigkeit dieser Erörterung dargelegt, 
nach der amtlichen Erklärung Monrad's, daß Dänemark niemals 
die politische Autonomie oder eine Theilung Schleswigs be- 
willigen würde: der beantragte Aufschub hätte demnach nur 
zu nutzlosem Schreiben und Reden geführt und die militärischen 
Operationen bis zu der für Dänemark günstigern Jahreszeit 
verzögert. Palmerston setzte dann auch seinen Vorwürfen 
die sanftere Bemerkung hinzu, jetzt werde allerdings nichts 
geschehen, bis das Parlament sich ausgesprochen habe; im 
Frühling aber werde England 14 säumen, den Dänen zu 
helfen. Der größte Theil der Presse stimmte in diesen Ton 
ein; auch im Parlamente war die große Mehrheit aller Parteien 
von dänischen Sympathien erfüllt; aber eine andere Frage 
war es, ob man deshalb den Krieg gegen Deutschland be- 
ginnen, damit dem englischen Handel den deutschen Markt 
versperren und Napoleon's Ehrgeiz Thür und Thor öffnen 
wollte. Der Führer der Tories, Lord Derby, erklärte im 
Gegentheil, vor einem solchen Kriege würde er, als vor dem 
größten Unglück, zurückschrecken, und Lord John Russell räumte 
ein, daß England den Dänen niemals auf materielle Unter- 
stützung Hoffnung gemacht habe. Ganz ähnlich standen die 
Dinge in Schweden. Das Volk und die Reichsstände hatten 
durchaus keine Neigung zu irgend einem Kriege, beklagten 
freilich um so mehr den ungerechten Angriff der Deutschen 
auf den nordischen Bruderstamm; der König aber wünschte 
im Stillen thätige Theilnahme am Kriege, in der Hoffnung, 
daraus Capital für die scandinavische Union zu schlagen, und
	        
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