Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Gefühle in Deutschland. 241 
der Minister Manderström sprach es rückhaltlos aus, wenn 
Frankreich oder England helfe, werde Schweden auf der 
Stelle Truppen senden. So erkennt man die völlige Un— 
sicherheit der Lage, und begreift es, wenn Gortschakoff damals 
den preußischen Gesandten mit der dringendsten Mahnung zur 
Vorsicht an seine Regierung beauftragte. Rußland, sagte er, 
wird niemals gegen Preußen waffnen, niemals; aber um 
Gotteswillen, haltet fest am Londoner Protokoll, damit Ihr 
nicht neben Dänemark auch England, Frankreich und Schweden 
auf den Hals bekommt. 
In Deutschland rief die überraschende Kunde von der 
Einnahme des Danewerks sehr mannigfaltige Gefühle hervor, 
Jubel und Begeisterung, Bedrücktheit und Verblüffung, im 
Allgemeinen freudige Stimmung bei den Volksmassen, Nieder- 
geschlagenheit bei den Parteiführern und bei den Regierungen. 
Die Agitation für Augustenburg begann zu erlahmen, da das 
öffentliche Interesse sich fast ausschließlich den kriegerischen 
Operationen zuwandte. Die Einen sagten darauf, die brutale 
Gewalt behalte heute die Oberhand, erst eine künftige Revo- 
lution könne das Heil bringen. Die Andern meinten, wenn 
Preußen und Osterreich fortführen, die Dänen zu schlagen, 
so sei schließlich Alles gut: aber wer hätte diesem Bismarck 
denn im Voraus trauen können? Der Ausschuß der 36 er- 
ließ gegen solche Ansichten ein kräftiges Manifest, worin er 
zu muthiger Fortsetzung der Agitation aufrief, mit der nur 
zur Hälfte unrichtigen Bemerkung, daß ohne die nationale 
Bewegung Osterreich und Preußen nimmermehr so weit 
vorangegangen wären. Unter der Bevölkerung der Mittel- 
staaten fingen zahlreiche Stimmen an, zu bedauern, daß ihre 
Truppen bei dem Siegesruhme unbetheiligt blieben; die aus- 
v. Sybel, Begründung d. beutschen Reiches. III. is
	        
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