Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Absicht der Einverleibung Schleswigs. 17 
der Verdummung des schleswiger, Volkes unter dem deutschen 
Einflusse, daß es für's Erste auch gegen diese Lockung voll- 
kommen gleichgültig blieb und unabänderlich bei seinem Be- 
gehren der alten schleswig-holsteinischen Landesrechte beharrte. 
Was Holstein betraf, so meinten die jungen Eiderdänen, es 
außerhalb ihrer Rechnung lassen zu sollen. So lange der 
deutsche Bund es zuließe, möchte das Land von dem eider- 
dänischen Zukunftsstaate als unterthänige Provinz verwerthet 
und ausgebeutet werden; sollte aber einmal, sei es beim Bundes- 
tage, sei es im Lande selbst, sich kräftiger Einspruch dagegen er- 
heben, so würde es besser sein, Holstein völlig wegzuwerfen, als 
durch dies fremdartige Glied dem deutschen Auslande irgend 
welchen Einfluß auf das nationale Gemeinwesen Dänemarks zu 
verstatten. Auch wußte man bereits, und sprach es bald genug 
offen aus, auf welcher Seite man die reichste Entschädigung 
für den Verlust Holsteins zu suchen hätte. Noch eine weitere 
historische Erinnerung wurde hier in den Dienst des radicalen 
Strebens gestellt, die einst im 14. Jahrhundert versuchte 
Union der drei nordischen Reiche, bei deren Erneuerung dann 
Dänemark seinen Verbündeten das befreite Schleswig als 
Morgengabe zubringen würde. 
Daß dieses ganze Programm dem zur Zeit bestehenden 
Rechte der Krone und der Herzogthümer so entschieden wie 
möglich widersprach, machte die Partei nicht irre. Denn 
von Anfang an fühlte sie sich durch die allgemeinen Ten- 
denzen emporgetragen, welche bald genug eine für Europas 
Zukunft bestimmende Ausdehnung und Wirksamkeit gewinnen 
sollten, durch die Gedanken der Volkssouveränität und des 
Nationalitätsprincipsx. In diesem Bewußtsein fand sie das 
gute Gewissen für ihre Bewegung, die sie mit fanatischer 
v. Sybel, Begründung v. deutschen Reiches. UI.
	        
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