Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

246 Ausbruch des Kriegs. 
tionen habe zu dem Glauben berechtigen müssen, daß auch 
die Sicherung der militärischen Operationsbasis dem Bunde 
genehm sei. Für alle Fälle veranlaßte er die Zusammen- 
ziehung eines Theils des schlesischen Armeecorps an der 
sächsischen Grenze zur Abkühlung des Eifers des Herrn 
von Beust; zugleich aber beschloß König Wilhelm, mit eigen- 
händigen Briefen den General Manteuffel nach Dresden und 
Hannover zu senden, und dadurch den beiden Monarchen die 
Hand zur Versöhnung zu bieten. 
Der General Edwin von Manteuffel war ein Mann 
von festem Charakter und großem natürlichem Verstande, 
vielseitig und zumeist autodidaktisch gebildet, unabhängig in 
seiner Gesinnung, erfüllt von originellen Anschauungen, stets 
eigenartig in seiner Ausdrucksweise. In politischer Beziehung 
hielt er stramm zur conservativen Partei. Ohne eine doctrinäre 
Voreingenommenheit war er der praktischen Überzeugung, 
daß Einer der Herr, und in Preußen dieser Eine der König 
sein müsse: das parlamentarische Treiben däuchte ihm dabei 
recht lästig, und auch von der Agitation für die deutsche 
Einheit fürchtete er mehr eine Auflösung des soliden preußischen 
Staatswesens, als daß er eine politische Kräftigung der 
deutschen Nation gehofft hätte. Seine hervorstechende Be- 
gabung hatte ihm ein großes persönliches Vertrauen Friedrich 
Wilhelm's IV. verschafft und ihn dann in das schwierige 
Amt des Chefs des königlichen Militärcabinets geführt, wo 
er an dem Werke der neuen Heeresverfassung wesentlichen 
Antheil nahm, zugleich unter den unbrauchbaren Elementen 
des Officiercorps gründlich aufräumte, und mehrmals mili- 
tärische und zuweilen auch diplomatische Specialmissionen an 
fremde Höfe mit Erfolg erledigte. In dieser Stellung hatte
	        
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