Sendung des Generals von Manteuffel nach Dresden. 247
er vielfache persönliche Berührung mit den hbchstgestellten
Personen Europas, bei welchen Allen er durch seinen be-
kannten politischen Standpunkt von vorne herein wohl
empfohlen war. Er hatte sich für diese Verhältnisse eine
eigenthümliche Weise des Verkehrs ausgebildet; mit allem
höfischem Respecte in der äußern Form verwandte er die
dem Soldaten wohl anstehende Offenheit, um die unlieb-
samsten Dinge in natürlicher Biederkeit zu sagen, immer
mit dem Vorbehalte, jedes Mal in der Sache den Nagel auf
den Kopf zu treffen. Für eine vertrauliche Unterhandlung
wie die vorliegende, war er in jeder Hinsicht der rechte Mann.
Er wapppnete sich übrigens für Dresden mit einem poli-
tischen Aufsatz, bei dessen Abfassung, wie mir beinahe scheint,
sein vertrauter Freund, Leopold Ranke, etwas die Feder ge-
führt hatte. Nach einigen Bemerkungen über die europäische
Bedeutung des schleswiger Unternehmens und über die
Nothwendigkeit, neben dem Erbanspruche Augustenburg's auch
die politischen Machtverhältnisse zu berücksichtigen, hieß es
darin weiter: „die Fürsten sollen nicht glauben, daß ihre
Kammern wegen des Erbrechts für Augustenburg begeistert
sind. Der heutige Gegensatz entspringt nicht gerade aus
demokratischen Principien oder einem Drange zur Revolution.
Die Frage ist, wem das Übergewicht in öffentlichen Dingen
zufallen soll, den Kammermajoritäten oder dem Fürstenthum.
Wenn die Kammern ihre Augustenburger Candidatur durch-
setzen, so sind sie Meister in den öffentlichen Angelegenheiten.
Die Großmächte allein sind stark genug, dies zu hindern.
Welche Folgen, wenn es über die schleswig-holsteinische Frage
zu offenem Bruche zwischen den Großmächten und den Mittel-
staaten käme — vollends, wenn diese Frankreich anriefen!