Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

248 Ausbruch des Kriegs. 
Vielleicht erfüllte Frankreich diesen Wunsch. Sicher aber 
würde England sich widersetzen; ebenso würde Rußland 
Partei ergreifen. Welches Schicksal stände dann den deutschen 
Fürsten bevor! Laßt Einen Mann sterben, sie würden Alle 
verloren sein. Aber auch wenn er lebt, er wird sie gegen 
eine so augenscheinliche Übermacht nicht vertheidigen können. 
Wäre er dann selbst angegriffen und gefährdet, so würde er 
sie lieber opfern, als sich und seine Dynastie; sie würden 
untergehen, und niemand würde sie beklagen.“ 
Am 16. Februar wurde Manteuffel von König Johann 
gnädig empfangen. Er überreichte zunächst den königlichen 
Brief, der in herzlichen Worten auf die Unmöglichkeit für 
die beiden Großmächte hinwies, durch Majoritätsbeschlüsse 
des Bundestags in europäischen Fragen sich binden zu lassen, 
die Nothwendigkeit einer gesicherten Operationsbasis betonte 
und das Schauspiel beklagte, welches in einer gemeinsamen 
großen Nationalsache durch diese kleinlichen Reibungen dem 
Auslande gegeben würde. König Johann erklärte, für das 
freundliche Schreiben dankend, seine Bereitwilligkeit zur Ver- 
söhnung, blieb aber bei der Ansicht, daß dem Bunde eine 
Genugthuung werden müsse. Manteuffel verstattete sich 
darauf die Bemerkung, wir hätten so lange Jahre Frieden 
gehabt, daß der Begriff des Kriegs ganz verloren gegangen; 
die Truppen ständen vor dem Feinde, da sei es unmöglich, 
jede für deren Sicherstellung nöthige Maaßregel erst diplo- 
matisch einzuleiten. Um die beiden, hiemit bezeichneten Auf- 
fassungen bewegte sich der Fortgang des Gesprächs. Auf 
Manteuffel's Außerung, man möge doch bei einem Kampfe zu 
gleichem Zweck und gegen denselben Feind nicht über Formfragen 
streiten, erwiderte der König, leider sei der Zweck ein verschic-
	        
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