Bombardement von Düppel und Sonderburg. 283
ihrer nördlichen Flanke bei Rackebüll die feindlichen Strand-
batterien auf Alsen, sowie von Gammelmark aus die Stadt
Sonderburg und deren Kasernen und Militärmagazine unter
Feuer nahmen. Odbgleich die letztere Maaßregel schon am
2. April den Dänen im Voraus angekündigt worden, hatten
nicht alle Bewohner den Ort geräumt, so daß eine Anzahl
derselben, darunter auch mehrere Frauen und Kinder, von
den preußischen Geschossen erschlagen wurden. Dieser Vorfall
schien den englischen Dänenfreunden geeignet, den wider-
wärtigen Deutschen eine Lection zu ertheilen. Sir Andrew
Buchanan richtete am 6. April in einem Privatbillet an Bismarck
die Frage, ob es wahr sei, daß man Sonderburg ohne vor-
herige Anzeige bombardirt habe? ob Weiber und Kinder um-
gekommen seien? ob die preußische Regierung solch' ein Ver-
fahren billige? Der Minister entgegnete mit stolzer Gelassenheit,
er habe keinen Bericht über die Thatsache, sei aber sehr be-
fremdet, von einer befreundeten Regierung auf solche Art zur
Rede gestellt zu werden, und werde nur auf eine amtliche
Anfrage Antwort geben. Darauf erfolgte am 7. April in
beiden Häusern des Parlaments ein prasselnder Erguß von
entrüsteter Menschenliebe und giftigem Deutschenhaß. Vor
Allem der christlich fromme Lord Shaftesbury erging sich in
grimmigen Sätzen, daß nach solchen Unthaten Preußen nicht
mehr verdiene, zu den civilisirten Nationen gezählt zu werden.
Lord Palmerston, der gestrigen Abfertigung Sir Andrew's
eingedenk, begnügte sich, zu erklären, man könne keiner fremden
Macht die Art ihrer Kriegführung vorschreiben, jedoch sei es
verstattet, eine Ansicht darüber auszusprechen. Bismarck
nahm von diesen Redeübungen weiter keine Notiz, sondern
ließ nur in den Berliner Zeitungen eine lange Liste der