298 Die Londoner Conferenz.
so dringender, als man den Verdacht hegte, daß Mazzini
dabei sich der Unterstützung eines der höchsten englischen
Staatsbeamten, des Admiralitätslords Stansfield, erfreut
habe. Allein die englische Regierung lehnte wegen Mangels
belastendes Materials die Einleitung eines Processes gegen
Mazzini ab, und aus gleichem Grunde wies das Unterhaus
den Antrag auf ein Mißtrauensvotum gegen Stansfield zurück.
Napoleon konnte gegen die juristische Begründung dieser Be-
schlüsse nichts einwenden, dadurch aber wurde sein Grimm
über die Beschützung der Mordpläne nicht gemindert, für
deren Mitschuldige er jene Männer mit voller Überzeugung
erklärte. Damit aber nicht genug. Am 4. April landete der ihm
nächst Mazzini meist verhaßte Italiener, der eifrigste Wider-
sacher Napoleon's in der römischen Frage, General Garibaldi,
in Southampton zu einem Besuche seiner englischen Freunde.
Der berühmte Held nationaler Freiheit wurde sogleich von
einem unermeßlichen Ausbruch populärer Begeisterung em-
pfangen, an welchem alle Stände sich mit lärmendem Wett-
eifer betheiligten. Wo er sich zeigte, war er von jauchzenden
Volksmassen umgeben, Lords und Commoners drängten sich
heran, ihm ihre Verehrung zu bezeugen, selbst der Prinz von
Wales machte ihm sehr unbedachtsamer Weise einen Besuch.
Einen Augenblick war Garibaldi der Abgott des englischen
Volkes und der Löwe der englischen Gesellschaft. Napoleon
machte aus seinem Arger über diese Demonstrationen so wenig
Hehl, daß zuletzt Lord Palmerston es gerathen hielt, dem
bedenklichen Gaste die Heimkehr nach Caprera zu empfehlen.
Somit schwer gereizt gegen England und erfüllt von
feindseligen Plänen gegen Osterreich, war der Kaiser um
so mehr des Sinnes, sein Verhältniß zu Preußen enger zu