Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Agitation der Eiderdänen. 23 
allen Nerven elektrisirt. Wenn jemand, rief damals Orla 
Lehmann, es wagen würde, dem dänischen Volke den Verzicht 
auf das Land bis zur Eider zuzumuthen, so würden wir ihm 
mit blutigem Schwerthieb auf den Rücken schreiben: Däne- 
mark will nicht. Es gelang dann allmählich der Partei, auf 
den dänischen Inseln ihre Bestrebungen zu allgemeiner An- 
erkennung zu bringen und auch in Jütland zahlreiche Anhänger 
zu gewinnen. Aber der Hauptzweck blieb verfehlt. Der Gegen- 
stand jener beglückenden Pläne, das schleswiger Volk, ja 
sogar das dänisch redende Volk des schleswiger Nordens, 
wollte sich schlechterdings nicht für das eiderdänische Pro- 
gramm begeistern. Es war eine verschwindende Minderheit 
in den nördlichen Ämtern, welche sich bereitwillig zeigte; in 
dem größten Theile des Landes hatte die Agitation die gerade 
entgegengesetzte Wirkung. Man fragte ärgerlich, welches Recht 
denn der Viborger Provinziallandtag oder die Kopenhagener 
Volksversammlung habe, sich um schleswiger Angelegenheiten 
zu bekümmern. Man sah mit Befremden, wie die Kopen- 
hagener Politiker in wachsender Feindseligkeit den ganzen 
Rechtszustand der Herzogthümer bedrohten. In immer weitern 
Kreisen zündete der Gedanke, daß ihre Einordnung in die 
dänische Monarchie eine Quelle schwerer Gefahr für ihre 
Rechte, Sitten und Sprache werden könnte. Bereits ver- 
lautete hier und da der Vorschlag, ob es nicht zweckmäßig 
wäre, wenn Schleswig ebenso wie Holstein zu einem deutschen 
Bundeslande gemacht und dadurch ebenfalls des deutschen 
Schutzes gegen dänische Vergewaltigung theilhaftig würde. 
Bei so unliebsamen Erscheinungen schritt denn König Christian 
gelegentlich gegen die Eiderdänen ein, ließ einmal Orla Leh- 
mann gerichtlich verfolgen, beklagte, daß die Presse Zwietracht
	        
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