302 Die Londoner Conferenz.
Wilhelm sandte Bismarck am 14. April eine Antwort folgendes
Inhalts an Goltz.
Auf den englischen Vorschlag würde Preußen nur ein-
gehen können, wenn Schleswig-Holstein bis zum Abschluß der
Verhandlung mit Dänemark von uns besetzt und verwaltet
bliebe. Da dies höchst wahrscheinlich nicht zu erreichen sei,
erkläre sich der König mit der durch Drouyn de Lhuys vor-
geschlagenen gemeinsamen Richtung einverstanden, müsse aber
etwas bessere Bedingungen für das deutsche Element, und
insbesondere eine nördlichere Lage des Canals oder der Grenze
wünschen. Hiefür würde die zweite der von Drouyn auf-
gestellten Alternativen (die preußische Annexion) ein be-
scheideneres Maaß als die erste vertragen, allerdings aber erst
dann die Zustimmung der Betheiligten finden, wenn sich die
erste (Augustenburg) als unausführbar erwiese. Immerhin
würde für Preußen auch die erste annehmbar erscheinen; wir
könnten uns den Erbprinzen gefallen lassen, hätten aber kein
Interesse, für seine Einsetzung einen europäischen Krieg zu
führen. Jedesfalls werde Preußen an einer Befragung der
Bevölkerung, worüber wir mit Wien unterhandeln, und an
dem Vorschlag des Canals, wovon freilich Rußland nichts
hören will, in allen Stadien der Conferenzverhandlung
festhalten. Jedoch sei es nicht rathsam, gleich Anfangs die
Bevölkerung zu einem Votum aufzurufen. Geschähe es in
diesem Augenblick, so würde sie für Augustenburg, aber gegen
jede Theilung Schleswigs, und folglich nicht nach Napoleon's
Wünschen stimmen. Deshalb denke Preußen, auf der Con-
ferenz zunächst die bisherige Forderung (Personalunion mit
Aufnahme Schleswigs in den deutschen Bund, Erhebung
Rendsburgs zur Bundesfestung und Kiels zum Bundeshafen)