Preußischer Operationsplan für die Conferenz. 305
allerdings die Candidatur Augustenburg mehr in den Vorder-
grund gerückt; wir sind ihr aber, schrieb Bismarck, nicht ent-
gegen, wenn sich damit für die deutsche Sache annehmbare
Bedingungen erreichen lassen.
Es war denn über diesen Pariser Besprechungen die
Eröffnung der Conferenz herangekommen. So unbestimmt
das mit Napoleon erreichte Einvernehmen auch war, so
wichtig und nützlich erschien es gegenüber der Stimmung der
übrigen Conferenzgenossen. Gewiß war bei der Klarheit der
Rechtslage und der Wucht der deutschen Kriegsmacht an
keiner Stelle Nerv und Neigung zu offener Feindseligkeit
gegen Deutschland. Aber aller Orten herrschte der Wunsch,
den Dänen möglichst wenig zu nehmen, den Deutschen mög-
lichst wenig zu geben. Wiederholt hatte selbst Napoleon dem
Grafen Goltz erklärt, daß er in ganz Frankreich keinen Theil-
nehmer seiner deutschfreundlichen Gesinnung habe: mehrmals
hatte Preußen in der Conferenz den Einfluß dieses Verhält-
nisses auf die Abstimmungen des Fürsten Latour d'Auvergne
zu empfinden. In Petersburg versicherte Gortschakoff, nie-
mals werde der Kaiser sich mit Preußen entzweien, gab aber
doch für die Conferenz unbedingte Vollmacht dem Baron
Brunnow, welcher mit Palmerston der Urheber des Londoner
Protokolls von 1852 gewesen war. Die englische Regierung
hatte außer Lord John Russell den Lord Clarendon mit
ihrer Vertretung auf der Conferenz beauftragt, dessen Deutsch-
land wenig freundliche Gesinnung seit dem Krimkrieg bekannt
war, und der so eben in Paris gegen Deutschlands Interessen
eifrig gearbeitet hatte. Der schwedische Gesandte, Graf Wacht-
meister, erschien mit der einfachen Instruction, überall die
Dänen mit aller Kraft zu unterstützen. Dänemark selbst
v. Sybel, Begründung d. deutschen Resches, Ul. 20