306 Die Londoner Conferenz.
sandte zwar den gemäßigten Minister Quaade, hatte ihm
aber zur Hülfe oder vielmehr zur Beaufsichtigung, den Ge-
sandten in London, Baron Bille, einen eifrigen Eiderdänen,
und den Conferenzrath Krieger, einen der Redactoren der
Novemberverfassung, beigegeben. Und all diesen Widersachern
gegenüber hatte Preußen an seiner Seite den österreichischen
Bundesgenossen, der bis dahin jeden kräftigen Schritt stets
in Sorge vor englischer Ungnade gethan und aller Orten
seine Verehrung der dänischen Integrität betheuert hatte.
Auch die Persönlichkeit der Wiener Repräsentanten war nicht
gerade ermuthigend: Graf Apponyi, der kaiserliche Botschafter
am englischen Hofe, von Natur weder klar noch energisch,
stets darauf bedacht, seine angenehme Londoner Beziehung
nicht zu verderben, und Herr von Biegeleben, ein kluger,
ernster, eifrig katholischer Mann, dessen leitender Grundsatz
sonst immer Feindschaft gegen Preußen gewesen war. Preußen
seinerseits hatte zur Unterstützung seines Botschafters, des
stets wohlgesinnten, aber mäßig begabten Grafen Bernstorff,
seinen frühern Vertreter in Kopenhagen, Balan, als vor
Allen sachverständig, hinübergesandt.
Am 20. April machte Lord John, gedrängt durch die
Rücksicht auf das gleichfalls tagende Parlament, den Ver-
such, die Conferenz noch vor der Ankunft des deutschen
Bundestagsgesandten zu eröffnen. Aber Bismarck blieb fest,
nicht vor Beust's Eintreffen zu beginnen, und Rechberg konnte
nicht wohl umhin, ihm, wenn gleich bedauernd, beizutreten.
Auch besprach damals Biegeleben noch in Berlin mit Bismarck
und Karolyi die ganze Frage, und ließ sich gefallen, den
sehr magern Inhalt seiner Wiener Instruction durch Bismarck
mit einer ganzen Reihe wichtiger Forderungen zu verstärken,